Essen in Kindertagesstätten hat Defizite

Das Essen in Kindertagesstätten hat aus Sicht von Experten einige Mängel. Die Eltern der dort betreuten Kinder sind somit bei der Zusammenstellung zu Hause eingenommener Mahlzeiten besonders gefordert. Das sind Ergebnisse einer Studie des Instituts für Kinderernährung an der Universität Witten/Herdecke, die jetzt auf einem Seminar der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Fulda vorgestellt wurde.

Der so genannten KESS-Studie zufolge wird in den Kindertagesstätten zu viel Fleisch auf die Teller gebracht. Rohkost, Fisch, Obst und frisch gekochte Kartoffeln gibt es dagegen zu selten.

Wie Institutsmitarbeiterin Mathilde Kersting erläuterte, ist das Essen in Tagesstätten insgesamt zu kalorienreich. Das Mittagessen enthalte im Schnitt 580 Kalorien (kcal), wenn es von einer Fernküche angeliefert wird, sowie 430 kcal, wenn es vor Ort zubereitet wird. Damit liegen die Speisen klar über dem Wert der "optimierten Mischkost" von 400 kcal, der für Kinder für sinnvoll erachtet werde.

Ein besonderes Problem der Fernküchen sei, dass die Mahlzeiten in der Regel für den Transport zu lange warm gehalten werden müssen: etwa 80 bis 100 Minuten lang. In dieser Zeit verlieren die Speisen sowohl an Geschmack als auch an Vitaminen und anderen Nährstoffen. In Ostdeutschland werden der Studie zufolge 73 Prozent aller Kindertagesstätten von solchen Fernküchen beliefert, im Westen sind es 33 Prozent. Insgesamt hatten 301 Tagesstätten in ganz Deutschland mit mehr als 14 300 betreuten Kindern an der Studie teilgenommen.

Die Tagesstätten sollten mehr Rohkost, Obst und Vollkornprodukte auf die Speisepläne nehmen, so Kersting. Auch bei der Auswahl der verwendeten Fette müsse sich etwas ändern: Hier sei Rapsöl zu bevorzugen, da es die Vorteile von Olivenöl mit vielen einfach ungesättigten Fettsäuren und Sojaöl mit vielen mehrfach ungesättigten Fettsäuren in sich vereinige. In den Tagesstätten, in denen das Essen selbst zubereitet wird, müssten mehr Fachkräfte für Kinderernährung in den Küchen beschäftigt werden. Derzeit seien dort nur 44 Prozent der Mitarbeiter hauswirtschaftliche Fachkräfte; 38 Prozent seien ungelernt, 18 Prozent der "Tagesstätten-Köche" seien Pädagogen.

Eltern von Tagesstätten-Kindern sollten versuchen, zum Beispiel beim Abendessen zu Hause die Defizite der Gemeinschaftsverpflegung auszugleichen, empfahl die Expertin. Verstärkt auf den Tisch kommen sollten Milchprodukte und Obst sowie "Knabbergemüse" wie Paprika.

Gut versorgt würden die Kinder in den Tagesstätten dagegen mit Getränken: In 93 Prozent der Fälle sind sie für die Kleinen ständig verfügbar, 75 Prozent der Tagesstätten bieten sie gezielt zum Mittagessen an. Dies sei gut so, da die Kinder in Deutschland tendenziell zu wenig trinken, so Kersting. In manchen Familien gebe es noch den Irrglauben, Getränke zum Essen hemmten den Appetit. Dies sei jedoch nur "eine Frage der Gewöhnung". (dpa, 18. Januar 2001)

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