Gegrillte Heuschrecken statt Burger

Schnell noch nach der Schule einen Hamburger oder vor dem Kino am Abend Pizza Salami auf die Hand: Fastfood steht gerade bei Teenagern hoch im Kurs. Die schnelle Mahlzeit aus dem Imbiß an der Ecke oder dem Burger-Restaurant hat allerdings ihre Nachteile - nicht nur wegen der allseits beklagten unausgewogenen und fetthaltigen Ernährung, die die wenigsten Jugendlichen ernsthaft schockieren dürfte: Beunruhigender sind da schon die Lebensmittelskandale um Rind- und Schweinefleisch, die auch Burger und Currywurst betreffen.

Die größte Fast-Food-Kette in Deutschland, McDonald's, wirbt für ihre Rindfleischprodukte nun mit dem Hinweis, dass nur «Muskelfleisch aus Vordervierteln» verarbeitet werde, «das nach Aussage aller Experten kein Prionenträger ist». Die bisherigen Methoden, Prionen auch in sehr niedriger Konzentration nachzuweisen, seien jedoch zu ungenau, warnen Experten. Die Verbraucherzentrale Bayern in München etwa weist darauf hin, dass Schnelltests zum Nachweis von BSE «keine hundertprozentige Sicherheit bieten».

Ganz sicher gehen, dass Lebensmittel keine Prionen enthalten, könne nach Ansicht der Verbraucherschützer nur, wer «auf alternative Produkte wie Schwein, Geflügel, Fisch» ausweicht. Selbst wenn die Prionen nicht auf dem natürlichen Wege, durch die Verdauung, in das Muskelfleisch gelangen, kann bei der Schlachtung stark Prionen-belastetes Gewebe wie Hirn oder Rückenmark das Fleisch verseuchen, warnt der Schweizer Molekularbiologe Markus Moser.

Beim Halbieren der Rinder auf Schlachthöfen werde meist die Wirbelsäule gespalten, so dass das hoch-belastete Rückenmark verspritzt werden könne und so auch Muskelfleisch verunreinigt werde. Schon das Töten mit einem Bolzenschussgerät kann ein Risiko darstellen, warnt Markus Moser: Wenn der Schuss das Gehirn zerstört und das Rind tötet, schlage das Herz des Tieres noch einige Sekunden weiter. Dadurch könne Hirnmasse in den Blutkreislauf gelangen und im Tierkörper verteilt werden.

Wer nun auf Schweinefleisch umsteigt, muss zwar kein BSE fürchten, kann sich aber nicht sicher sein, dass das Schweinefleisch keine Antibiotika enthält. Diese Medikamente werden ins Futter gemischt, oder die Tiere in den Mastbetrieben werden mit diesen Medikamenten illegal geimpft.

Hühnerfleisch, als «McChicken» auf der McDonalds-Speisekarte zu finden und als «Chicken-Nuggets» oder «Chicken-Wings» auch bei anderen Ketten wie Burger King beliebt, gilt als Alternative zu Rind und Schwein. Allerdings werden auch Hühner oder Puten in Massentierhaltung gemästet - was nicht zwangsläufig gesundheitsgefährdend, aber für so manchen Verbraucher doch unappetitlich ist.

Noch weitgehend unbekannt ist ein Problem, das Hühner und Fisch verbindet: Dioxin. Ausgerechnet ein Beamter, der EU-Kommissar für Verbraucherschutz David Byrne, ist als einer der ersten auf die Belastung von Ostseefischen durch Dioxin aufmerksam geworden. Er setzt sich zum Verdruss der Futtermittelindustrie für niedrigere Grenzwerte für Dioxin in Fisch ein. Bislang vergeblich. Die Crux: Ein großer Teil der in der Ostsee gefangenen Fische landet erst über den Umweg Huhn in menschlichen Mägen. Die Fänge werden zu Fischmehl verarbeitet, das wiederum als Hühnermastfutter verarbeitet wird, so der Meeresbiologe Manfred Klinkhardt in der in Hamburg erscheinenden Fachzeitschrift «Fischmagazin».

Knusprige ChickenWings und Fischburger sind also für ganz vorsichtige Genießer keine völlig unbedenkliche Alternative, wenngleich die Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Hamburg keinen Grund zur Besorgnis sieht. Der Gehalt von Schadstoffen in Fischen sei in der Regel unbedenklich - vorausgesetzt man ernährt sich nicht ausschließlich mit belasteten Arten.

Unbedenklich sind Milchshakes. Professor Paul Teufel, der sich in Kiel am Institut für Milchforschung mit den Inhaltstoffen der Milch beschäftigt gab kürzlich in der Fachzeitschrift «Milchpraxis» Entwarnung: «Milch und Milcherzeignisse sind hinsichtlich BSE unbedenklich», lautet das Ergebnis seiner Untersuchungen.

Für Tierarzt Nils Grabowski aus Hannover ist die Sache klar: Er esse auch weiterhin Rindfleisch, wenngleich es nicht immer Burger sein müssen. «Letztlich kommt es darauf an, dass man sich nicht einseitig ernährt», findet der Veterinär, der ängstlichen Gemütern eine ungewöhnliche Diät empfiehlt: «Die einzige Art, sich fast völlig risikolos zu ernähren, sind selbstgezüchtete Insekten.» Diese Ernährungsmethode hat er während seines Studiums in Mexiko kennen gelernt.

Und was bei Grabowski auf der Speisekarte steht, hat vielleicht auch bei manchem Teenager das Zeug zum Kult: «Geröstete Ameisenlarven sind eine Spezialität, und gegrille Heuschrecken enthalten mehr hochwertiges Eiweiß als jede Frikadelle», schmunzelt er. Die großen Grashüpfer lassen sich übrigens bequem mit den Fingern in den Mund befördern - die etwas andere Art des Fast-Finger-Food. (dpa, 21. März 2001)

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