Verbraucher sollen sich besser wehren können

Verbände fordern anlässlich des Weltverbrauchertages mehr Rechtsmittel - Handel soll Bioangebot ausbauen

Verbraucher sollen sich gegen Sicherheitsrisiken und Fehlinformationen künftig besser zur Wehr setzen können. Anlässlich des Weltverbrauchertages forderten Verbraucher-, Tierschutz- und Umweltverbände am Mittwoch mehr Rechtsmittel für Verbraucher - von der Entschädigung über Risikofonds über die Möglichkeit der Gruppenklage bis zu einem Informationsgesetz. Auch der Handel soll verpflichtet werden, eine bestimmte Menge an ökologisch hergestellten Produkten anzubieten.

«Wir müssen dem Verbraucher klarmachen, dass er eine Machtstellung hat», sagte Edda Müller vom Vorstand des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen. Der Schnäppchenjäger der Vergangenheit sei gründlich desillusioniert worden. In Zukunft gehe es um wertorientierte Produkt- und Kaufentscheidungen. Vom Kindergarten bis zur Kantine müsse vermittelt werden, dass es zu «billig essen» die Alternative «besser essen» gebe, sagte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel. Das setze aber auch voraus, dass der Verbraucher anhand der Verpackung unterscheiden könne, ob er ein Ei aus Nesthaltung oder aus Käfighaltung kaufe.

Der umweltpolitische Direktor der Stiftung Europäisches Naturerbe (Euronatur), Lutz Ribbe, nannte es Verdummung der Käufer, wenn eine auf einem Ei aufgedruckte sechsstellige Zahl Aufschluss über die Produktionsart geben soll. Kein Kunde kenne die Bedeutung der Ziffern. Auch Labels, die Wiesen und Fachwerkhäuser zeigten, verschleierten oft, dass die Tiere in Käfigen und Batterien gehalten würden. Der Forderung nach einer umfassenden Kennzeichnung von Lebensmitteln, um die Entscheidungsfreiheit des Verbrauchers zu gewährleisten, schloss sich der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus Lippold, an.

Ribbe rechnete mit einer Agrarwende auf europäischer Ebene erst 2007, da der Haushaltsplan der EU bis 2006 laufe und Veränderungen bis dahin enge Grenzen setze. Apel forderte von den Verbrauchern Druck auf die neue neue Verbraucherministerin Renate Künast, damit die angekündigte Wende auch umgesetzt werde. Er sprach sich insbesondere bei der Tierhaltung für eine Regionalisierung aus. Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche, die inzwischen von Großbritannien auf den Kontinent übergeschwappt ist, habe die Tiertransporte erneut in Frage gestellt.

Müller forderte die Nahrungsmittelindustrie auf, wie etwa die Atomindustrie Risikofonds einzurichten, damit die Steuerzahler nicht allein die Reparaturkosten für Fehlentwicklungen tragen müssten. Die Tiermehlindustrie beispielsweise habe bislang für die Folgen der BSE-Krise keinen Pfennig bezahlt, bemängelte sie. Eine weitere Möglichkeit zur Stärkung der Verbraucherrechte sei die Einführung von Gruppen- und Musterklagen, wie sie in den USA üblich seien. Außerdem solle der Handel verpflichtet werden, in den Supermarktregalen einen bestimmten Anteil an ökologischen Produkten anzubieten. Die Lösung könne nicht sein, dass Kunden durch die halbe Stadt fahren, um gesunde Nahrungsmittel zu bekommen.

Ribbe wandte sich gegen das Argument, dass nur Gutverdienende sich Bioprodukte leisten könnten. «Bei geschicktem Konsumentenverhalten wird es nicht so viel teurer», sagte er. Die Umstellung von Ernährungsgewohnheiten könne außerdem helfen, die Kosten zu reduzieren. Er wies darauf hin, dass Deutsche im Durchschnitt nur 13 bis 14 Prozent ihres Einkommens für die Ernährung ausgeben. Bei Mehrausgaben von 20 Prozent für Bioprodukte würde dieser Anteil lediglich auf 18 Prozent steigen. (AP, 14. März 2001)

Hinweis: Pressemeldungen entsprechen nicht unbedingt den Tatsachen und geben daher nicht notwendigerweise die Ansichten von veganismus.de wieder.


veganismus.de