Grausame Ostern für britische Lämmer - Verhungern in Seuchengebieten

Von Christoph Driessen

Vielen tausend Osterlämmern in Großbritannien droht wegen der Maul-und Klauenseuche (MKS) ein qualvoller Hungertod. Das seit sechs Wochen geltende Transportverbot für Tiere hat dazu geführt, dass im ganzen Land Schafherden auf Weiden festgehalten werden, die inzwischen völlig abgegrast sind und sich durch heftigen Regen in Schlammwüsten verwandelt haben. Das Massenblatt "Daily Mail" veröffentlichte am Freitag auf seiner Titelseite das Bild eines mit Schlamm überzogenen Lamms: "Porträt eines Osterlamms - Karfreitag 2001".

"Wenn ich ein Gewehr hätte, dann hätte ich sie lieber selber erschossen als sie sterben zu sehen", sagte der Bauer Adam Stanbury (31). Auf seiner Farm im südwestenglischen Devon sind schon etwa 50 Mutterschafe und 100 Lämmer gestorben, weil er keine Erlaubnis bekommen hat, sie auf eine frische Weide zu treiben. Viele Tiere hätten schließlich Erde gefressen und seien daraufhin krank geworden, berichtete er. Andere seien an Lungenentzündung eingegangen oder im Schlamm ertrunken.

Die Schafe hätten eigentlich schon vor Wochen geschlachtet werden sollen, um ihnen die Quälerei zu ersparen. Doch die britischen Veterinärbeamten sind immer noch nicht da gewesen: Sie müssen in diesen Wochen Millionen Tiere notschlachten und sind dadurch völlig überlastet. Stanbury hat nun noch 350 Mutterschafe und 200 Lämmer. "Sie sehen schrecklich aus", sagte er. "Ihnen läuft Schleim aus dem Mund, manche sind lahm, einige haben Augeninfektionen, und manche laufen nur im Kreis herum." Ein Sprecher des britischen Tierschutzvereins sagte, unter normalen Umständen würde jeder Bauer, der seinen Tieren so etwas zumuten würde, ins Gefängnis kommen. "Doch jetzt kann man nur Mitleid mit den Bauern haben." Der Verein forderte die Regierung auf, das Transportverbot zu lockern. Manchmal trenne nur eine Landstraße die Schafe von der nächsten frischen Weide und sie stünden am Zaun und sähen hinüber. Unter solchen Umständen sei es begreiflich, wenn sich Bauern über die Bestimmungen hinwegsetzten.

Die Tierschützer kritisierten auch, dass bei den Massentötungen von Kühen und Schafen die sonst gültigen Vorschriften oft außer Acht gelassen würden. So druckten britische Zeitungen Fotos von Veterinärbeamten ab, die mitten in einer Herde von Kühen mit dem Schlachten begonnen haben: Manche Tiere liegen schon tot auf der Erde, während andere direkt daneben stehen und zuschauen. Das ist unter normalen Bedingungen verboten. Der "Daily Mirror" berichtete am Freitag über "inhumane Methoden" bei der Abschlachtung von Schafen. Ein Privatvideo aus Wales zeige, wie ein Scharfschütze "wahllos" auf Schafe und Lämmer schieße, während andere Tiere nebenan grasten. Oft würden die in "Panik" versetzten Tiere nicht gleich sterben und von den Schützen "mit dem Gewehr gejagt", schreibt der "Mirror." Der Tierschutzverein RSPCA will den Vorwürfen nachgehen.

Während die Regierung das Tierleid bedauert, aber für unvermeidbar hält, hat Prinz Charles die Massenschlachtungen als "gedankenlos" bezeichnet. Der Thronfolger sprach sich dafür aus, alle Tiere gegen die Seuche zu impfen. Dies sei in der Vergangenheit nur deshalb nicht geschehen, weil man nicht auf die Profite aus dem Export habe verzichten wollen. Das Wohl der Tiere müsse aber vorgehen, sagte Charles. (dpa, 13. April 2001)

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