Ab Herbst Lebensmittel mit neuem Öko-Siegel

Berlin (dpa) - Ein neues Siegel für Öko-Lebensmittel soll ab Herbst den Einkauf umwelt- und tierverträglich hergestellter Produkte einfacher machen. Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne), Einzelhandel, Lebensmittelindustrie und Ökolandbau-Verbände einigten sich am Montag auf ein einheitliches Kennzeichen nach EU-Standards.

Von einigen Öko-Verbänden geforderte, noch schärfere Kriterien wurden verworfen, um eine weite Verbreitung des Siegels zu erreichen. Eine Vielzahl von verschiedenen Bio-Gütezeichen hatte bislang Transparenz auf dem Markt verhindert.

Das Emblem solle in einigen Wochen vorgestellt und das Siegel bis Ende des Jahres durch eine Rechtsverordnung gesetzlich abgesichert werden, sagte Künast. Freiwillig solle die Verwendung bereits vorher möglich sein. Das Siegel soll zur Verbreitung von Bio-Lebensmitteln auch in Supermärkten und Fast Food-Ketten beitragen. Nach Künasts Plan soll der Marktanteil von Ökoprodukten von derzeit 2,5 Prozent auf 20 Prozent in zehn Jahren gesteigert werden.

Nahrungsmittel mit dem neuen Ökosiegel dürfen keine gentechnisch veränderten Bestandteile haben. Die Tierhaltung muss flächengebunden sein und die Anbindehaltung ist mit Ausnahme von Kleinbetrieben verboten. Außerdem ist die Fütterung von Tieren, die unter natürlichen Lebens- und Witterungsbedingungen gehalten werden, mit Antibiotika oder Leistungsförderern untersagt. Die Betriebe werden regelmäßig kontrolliert.

Künftig können auch Betriebe, die nur zum Teil auf Öko-Landbau umgestellt haben, entsprechend der EU-Richtlinie für ihre Produkte das Siegel erhalten können. Künast will sich in Brüssel für eine Ausweitung der EU-Ökoverordnung auch auf Wein und Fische einsetzen. Zu dem geplanten Siegel auch für Lebensmittel aus der herkömmlichen Landwirtschaft würden noch Gespräche geführt, sagte Künast. Die Ernährungsindustrie hatte sich gegen ein konventionelles Gütesiegel ausgesprochen.

Der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL), die rund 40 Prozent aller deutschen Biobauern vertritt, geht der EU- Standard als Kriterium für das Öko-Siegel nicht weit genug. Grundsätzlich sei die Einigung auf ein Siegel aber gut, unterstrich der AGÖL-Vorsitzende Felix Prinz zu Löwenstein. Die Umweltverbände WWF und NABU sehen das Öko-Siegel als wichtigen Schritt für die angekündigte Agrarwende. Es werde helfen, den Öko-Landbau aus der Müsli-Ecke in die Supermärkte zu bringen. Die Grünen fordern eine Umverteilung der Fördermittel für die Landwirtschaft. «Um eine echte Agrarwende zu erreichen, müssen die Fördergelder jetzt anders verwendet werden als bisher», sagte Grünen-Chef Fritz Kuhn. (dpa, 21. Mai 2001)

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