Heftige Vorwürfe gegen Tierschutzbund

120-jähriges Jubiläum von Verbandsquerelen über die Jagd begleitet

Die Glaubwürdigkeit des Deutschen Tierschutzbundes (DTschB) steht auf dem Prüfstand. Im Vorfeld seines heutigen 120-jährigen Gründungsjubiläums wurden massive Vorwürfe gegen die Verbandsspitze und ihre Haltung zur Jagd erhoben.

Auslöser der Erregung ist ein Eckpunktepapier des Deutschen Naturschutzrings (DNR), dem der DTschB angehört, zur Reform des Bundesjagdgesetzes. Darin stehen Forderungen, die den Grundsätzen des Tierschutzes teilweise deutlich widersprechen. So hat sich der DTschB bisher gegen gewisse "grausame" Jagdpraktiken, wie etwa die Treibjagd, gewandt. Genau diese fordert nun aber der DNR, um die hohe Wilddichte einzudämmen. Ebenso ein Fütterungsverbot für Rotwild, was nach Ansicht von Tierschützern und Jagdverbänden die Ausrottung der Wildart zur Folge hätte.

Der DTschB hat sich bislang nicht von dem Papier der Dachorganisation distanziert. Zahlreiche Tierschützer sind daher vom Verhalten ihres Verbandes entsetzt. Ein hoher Funktionär des Berliner Landesverbandes des DTschB entrüstet sich: "Der DNR fordert ein Abschlachten im Wald, und der DTschB sieht dabei zu." Der Vorsitzende der Vereinigung "Forum Natur", Professor Friedhelm Farthmann, greift den DTschB ebenfalls scharf an. Es wäre unbegreiflich, wenn der DTschB dem Vorhaben des DNR zustimmen würde. "Der Tierschutz steht vor der Frage, ob er seinen eigenen Grundsätzen treu bleiben oder sich vor den Karren ideologisch verblendeter Jagdgegner spannen lassen will", sagte der frühere NRW-Landesminister Farthmann.

Ähnlich argumentieren der ehemalige Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke und der Vorsitzende des Agrarausschusses im Bundestag, Peter Harry Carstensen, beide Gründungsmitglieder des "Forum Natur". Auch Tierärzte beziehen gegen das Vorhaben des DNR Stellung. Weshalb sich die Verbandsführung den Vorgaben des DNR bislang beugte, ist vielen Tierschützern unverständlich. Weder Tessy Lödermann, Vertreterin des Tierschutzes im Präsidium des DNR, noch DTSchB-Präsident Wolfgang Apel wollten sich gegenüber der WELT von den DNR-Positionen distanzieren. Man befinde sich noch im Entscheidungsprozess. Zu den heutigen Jubiläumsfeierlichkeiten des DTschB, an denen Bundespräsident Johannes Rau teilnimmt, werden heftige Proteste erwartet.

Unterdessen werden auch Rücktrittsforderungen gegen den DNR-Präsidenten Hubert Weinzierl laut. Eberhard Schneider, Vorsitzender des DNR Mitgliedsverbandes "Vogelschutz-Komitees": "Die Führung von Weinzierl ist katastrophal. Mit mir sind auch viele andere der Meinung, im DNR kräftig auszumisten." (Die Welt, 30. Juni 2001)

Hinweis: Pressemeldungen entsprechen nicht unbedingt den Tatsachen und geben daher nicht notwendigerweise die Ansichten von veganismus.de wieder.


veganismus.de