Erst Zirkus in der Manege, dann vor Gericht

Tierquälerei bei Don Carlos: Ein Verfahren eingestellt

von Alexander Hettich

Das Stuttgarter Gastspiel des Zirkus Don Carlos beschäftigt auch nach fast vier Jahren noch die Justiz. Ein Strafverfahren gegen ein Mitglied der Zirkusfamilie Weisheit wegen der Misshandlung von vier Pferden hat das Amtsgericht am Montag eingestellt.

Schon während des Auftritts im Sommer 1997 im Schlossgarten war die Betreiberfamilie des Zirkus Don Carlos ins Kreuzfeuer der Kritik geraten: Dass ein Elefant die Grünanlagen durchstreifte, die darauf vor dem Planetarium eher einem Tümpel als einer Wiese glichen, verärgerte Passanten und rief den Feldschutz auf den Plan. Tierschützer aber beklagten Missstände bei der Tierhaltung. So erstattete eine Zeugin Anzeige, weil die Zirkusleute zwei Stuten mit ihren Fohlen tagelang in einem engen Transportwagen zusammengepfercht hätten. Gesetzlich vorgeschrieben sind eine Stallfläche von 15 Quadratmetern pro Stute und zwei Stunden täglicher Auslauf. Ende Dezember 1998 erging in der Sache Strafbefehl gegen die Zirkusbrüder Hardi, Renaldo, Jonny und Alfred Weisheit. Während seine Brüder die Geldstrafe von jeweils 1200 Mark wegen Misshandlung der Pferde akzeptierten, legte Hardi W. Einspruch ein.

So ging es am Montag vor dem Amtsgericht weniger um die Tierquälerei als vielmehr um die Aufgabenverteilung innerhalb der Artistenfamilie. Nicht er, sondern sein bereits verurteilter Bruder Jonny sei für die Pferde verantwortlich gewesen, so der Angeklagte. Weder die Zeugin der Misshandlung noch der damals hinzugerufene Veterinär konnten sich erinnern, wer genau vor fast vier Jahren die Pferde betreut hatte. Der Zirkus um Zuständigkeiten zwang das Amtsgericht schließlich, das Verfahren gegen Hardi W. einzustellen. "Eine Mitverantwortung kann nicht nachgewiesen werden'', musste auch der Staatsanwalt einsehen.

Mit dem Urteil dürfte zumindest das juristische Nachspiel des Zirkusgastspiels ein Ende haben, das zuletzt vor zwei Jahren für Aufsehen gesorgt hatte. Seinerzeit ermittelte die Staatsanwaltschaft nach einer Anzeige von Tierschützern auch gegen OB Wolfgang Schuster und Ordnungsbürgermeister Jürgen Beck wegen Förderung von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz. Die Ermittlungen wurden eingestellt, stattdessen fand sich ein Tierschützer aus Mecklenburg-Vorpommern vor Gericht wieder, der Schuster, Beck und weitere Beamte der Stadt als "Mitglieder einer kriminellen Vereinigung'' bezeichnet hatte, weil sie dem Treiben des Zirkus nicht Einhalt geboten hätten. Der wortgewaltige Tierfreund kam mit einer Verwarnung davon. Zum Streit kam es damals auch zwischen Stadt und Land: Das dem Finanzministerium unterstehende Staatliche Liegenschaftamt hatte den Zirkus auf einer Fläche beim Planetarium genehmigt, die das Amt für öffentliche Ordnung dafür als "völlig ungeeignet'' ansah.

Die Artistenfamilie Weisheit ist seit jenem Gastspiel offenbar heillos zerstritten: Der Zirkus Don Carlos tourt heute mit zwei getrennten Ensembles durch die Lande (Stuttgarter Nachrichten, 03. Juli 2001).

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