Lipobay-Desaster: Bayer spricht von 52 Todesfällen

Die Einnahme des Cholesterin-Senkers Lipobay könnte für mehr Menschen tödlich gewesen sein als bisher bekannt. Der Bayer-Konzern wehrt sich jedoch hartnäckig gegen Kritik aus dem In- und Ausland.

Leverkusen - Derzeit gebe es Meldungen über weltweit 52 Todesfälle, die in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Einnahme eines Lipobay-Wirkstoffes und Muskelschwäche aufgetreten sein sollen, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns. Auf Deutschland entfielen fünf Fälle.

Bayer-Chef Manfred Schneider wies in einer Pressekonferenz nochmals darauf hin, dass es noch keine Beweise für die tödliche Wirkung von Lipobay gebe. Ursache und Wirkung ließen sich aber nicht einfach miteinander in Verbindung bringen, da in den Todesmeldungen häufig Hinweise auf andere Medikamente fehlten, hieß es in der Mitteilung des Unternehmens. Erstmals wich Schneider jedoch von der bisherigen Sprachregelung ab, man habe das Medikament freiwillig vom Markt genommen. "Für uns gab es zu dem Rückruf keine Alternative", sagte er.

Die Kritik von Apothekerverbänden, der Konzern habe zuerst die Aktionäre und dann die Patientien informiert, ließ Schneider nicht gelten. Für die sofortige Information des Kapitalmarktes habe es eindeutige Vorschriften gegeben, sagt er.

Auf die Warnung des französischen Gesundheitsministers Bernard Kouchner ging der Bayer-Chef nicht ein. Zeitungsberichten zufolge hatte Kouchner mit Konsequenzen wegen des Rückrufes gedroht. Der Bayer-Konzern habe die Patienten in Frankreich mit dem Vermarktungsstopp überrascht und auch die zuständigen Behörden nicht informiert, so der französische Minister.

Trotz Gewinnwarnung und Rückruf von Lipobay sieht Schneider seinen Konzern nicht in der Existenz bedroht. "Bayer ist kein Sanierungsfall", sagte er. Ein wesentlicher Grund dafür sei, dass der Konzern breit diversifiziert sei und in seiner Strategie nicht allein auf den Pharmabereich setze. Momentan würden jedoch nur die Landwirtschafts- und die Chemiesparte eine insgesamt stabile Ergebnistendenz aufweisen. Die Probleme mit dem Präparat Kogenate würden voraussichtlich Anfang 2002 gelöst sein, sagte Schneider. (Spiegel online, 14. August 2001)

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