Satellitengestützt: Seltene Schildkröte landet auf dem Grill

Mit Hilfe eines kleinen Senders wollten Wissenschaftler die Spur einer Meeresschildkröte im östlichen Pazifik verfolgen. Doch eines Tages blieb das Signal - anscheinend aus kulinarischen Gründen - aus.

Sie war einer der großen Stars der US-Tierschutzorganisation Wildcoast: Schulkinder verfolgten im Internet die Streifzüge der 110 Kilogramm schweren Meeresschildkröte, und Wissenschaftler konnten - dank eines umgeschnallten Senders - neue Erkenntnisse über den Lebensraum des bedrohten Tieres erlangen.

Doch im März dieses Jahres, die Schildkröte schwamm gerade von ihrem Brutplatz im Süden Mexikos zur Halbinsel Baja California, war auf einmal Schluss. Nach vier Monaten Überwachung verstummten die Signale. Wie das britische Wissenschaftsmagazin "New Scientist" in seiner Onlineausgabe berichtet, vermuteten die Wissenschaftler zunächst einen technischen Defekt. Möglicherweise war der Sender einfach abgefallen.

Doch offensichtlich waren die Vorfälle um einiges grausamer: Als der Wildcoast-Biologe Wallace Nichols Mitte Juli Wilderer im Süden Baja Californias befragte, erlebte er eine Überraschung. Die 50 Jahre alte Schildkröte sei, so die Schilderung der Männer, bei einem örtlichen Barbecue verspeist worden.

"Sie sprachen von einer Riesenparty, an der mehr als 100 Menschen teilnahmen", so Nichols gegenüber "New Scientist". "Ein ganz schöner Mist, die Schildkröte über Monate zu verfolgen und letztlich herauszufinden, dass sie gegessen wurde."

Die Küstengewässer vor Mexiko sind Heimat fünf verschiedener Schildkrötenarten, die alle in Mexiko unter Naturschutz stehen. Doch die Strafen sind gering, und das Engagement der Ordnungshüter lässt offensichtlich zu wünschen übrig. Eine Untersuchung der Universität von La Paz in Mexiko kommt laut "New Scientist" zu dem Schluss, dass die Bewohner der Halbinsel Baja California jährlich rund 30.000 Suppenschildkröten verspeisen. Auch Nichols glaubt, dass von den 300 Meeresschildkröten, die er während der vergangenen acht Jahre verfolgt hat, 25 auf dem Speiseplan der Mexikaner gelandet sind.

Auch wenn die 110-Kilogramm-Schildkröte verloren ist, sieht Nichols noch Hoffnung, ihren Sender zu finden. Möglicherweise hat jemand, so seine Vermutung, das 2500 US-Dollar teure Gerät mit nach Hause genommen. Ein verräterisches Souvenir: Sobald jemand den Sender an die frische Luft befördert, könnte Wildcoast dessen Signal auffangen. (Spiegel online, 14. August 2001)

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