Putenmast geht Luft aus

Am Niederrhein häufen sich Bauanträge für Putenmast-Fabriken. Umweltministerin Bärbel Höhn will wie bei den Schweinen die Aufzucht regeln
von Christoph Hickmann

NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn will gegen den Bau von Putenfabriken am Niederrhein vorgehen. Ein Erlass soll klare Richtlinien für den Platz- und Tageslichtbedarf der Tiere, das Stallklima, die Betreuung kranker und verletzter Puten festlegen. "Die Medikamente dürfen nur noch durch den Tierarzt verabreicht werden", sagte Bärbel Höhn der taz. Genaue Eckdaten für den Erlaß, der in wenigen Monaten fertig sein soll, arbeitet derzeit ihr Mitarbeiterstab aus. Wie mit ihrem Schweinemasterlaß will die Ministerin erneut Wegbereiterin für eine bundesweite Regelung sein.

Geflügelfleisch liegt nach BSE- und MKS-Krise im Trend. Der Absatz der Fleischereien stieg im ersten Halbjahr um fast 30 Prozent. Vor allem Putenfleisch gilt als besonders gesund. Viele Landwirte stellen daher schon seit Jahresbeginn Anträge auf den Bau von Mastbetrieben. Nach einer Statistik des Naturschutzbunds (NABU) liegen im Kreis Kleve, wo bereits 400.000 Puten gemästet werden, Anträge für die Aufzucht von 220.000 weiteren Puten vor. In Sachsen-Anhalt beantragten Landwirte den Bau von Mastanlagen für über 800.000 Puten. Im Kreis Kleve am Niederrhein wehren sich die Bewohner gegen den geplanten Bau von drei Großfabriken. Bürgerinitiativen gründeten sich, der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) und der Naturschutzbund (NABU) schalteten sich ein. "Wenn diese Anträge durchkommen, werden am Niederrhein Fakten für Jahrzehnte geschaffen", befürchtet Volkhard Wille vom NABU. Die Pläne der Landwirte seien angesichts der von Regierungsseite proklamierten Agrarwende ein verheerendes Signal. Gerade im Bereich der Putenmast herrschten "die absolut schlimmsten Zustände."

Um den Bau von Mastfabriken zu verhindern, verlangt der NABU vom Bundesbauministerium, die Tierhaltung nicht länger durch das Baugesetz zu privilegieren. Das Bauministerium signalisiert Zustimmung, aber: "Noch weiß niemand, ob wir auf dem juristischen Weg eingreifen oder versuchen, das Problem anders zu lösen", sagt ein Sprecher. Weiterhin diskutieren die Beamten noch, ob das Bauminsterium oder das Verbraucherschutzministerium für die entsprechende Gesetzesänderung zuständig ist. Davon unabhängig will Umweltministerin Höhn wenigstens auf Landesebene Signale setzen. Der geplante Putenmasterlass soll ein deutliches Signal in Richtung Landwirtschaftskammer Rheinland sein, sich mit positiven Gutachten für Baugenehmigungen zurückzuhalten. Sie wisse, dass Regelungen in der Vergangenheit "eher lax ausgelegt wurden", sagt die Ministerin. Höhn glaubt, dass die meisten Anträge am Niederrhein nicht durchkommen werden: "Die liegen meines Wissens vorerst auf Eis." (taz, 16. August 2001)

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