Chimäre: Forscher verschmelzen Mensch und Kaninchen

Chinesische Wissenschaftler haben menschliche Hautzellen in die Eizellen eines Kaninchens verpflanzt. Mit den umstrittenen Versuchen wollen die Forscher embryonale Stammzellen gewinnen - das ist auch nach deutschem Recht legal.
Schon seit Januar, berichtet Chen Xigu von der Zhongshan Medical University, arbeite sein Forscherteam an der Verpflanzung der Hautzellen eines siebenjährigen Jungen in die entkernten Eizellen von Kaninchen. Von insgesamt 2000 Experimenten waren etwa 100 erfolgreich: Die künstlich verschmolzenen Zellen reiften bis zum so genannten Morula-Stadium heran, einem Zellhaufen nach der 16. Teilung. Nach Angaben der Forscher stimme des Erbgut dieser Zellen zu 99,999 Prozent mit dem des Jungen überein.

Weltweit äußerten sich Wissenschaftler schockiert über den "Tabubruch". Auch in China sind die Versuche umstritten: Die Forschung, so sagte Ba Denian von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften einer Pekinger Zeitung, "könnte die Grenze zwischen Menschen und Tier durchbrechen. Als das hörte, war ich sehr geschockt." Unausweichlich werde tierisches Material in die menschlichen Zellkerne gelangen. Wenn dies in der Medizin eingesetzt werde, wäre das "sehr gefährlich".

Nach deutschem Recht legal

Die Experimente sollen dazu dienen, menschliche Embryo-Stammzellen zur Behandlung von Krankheiten zu gewinnen. Das ist - auch nach deutschem Recht - legal: "Es ist verrückt, aber in diesem Fall gibt es in Deutschland kein Gesetz, das explizit die Schaffung von embryonalen Stammzellen auf diese Art verbietet", erklärte Jochen Taupitz, Rechtsexperte an der Universität Mannheim, gegenüber der "Berliner Zeitung".

Rechtswidrig wäre es nach Taupitz Ansicht nur, wenn die geschaffenen Embryonen in die Gebärmutter eines Menschen oder Tieres verpflanzt würden. Außerdem beziehe sich das im Embryonenschutzgesetz verankerte Verbot der "Chimärenbildung" nur auf die Verwendung menschlicher Keimzellen, nicht aber auf Hautzellen.

Chen Xigu räumte unterdessen ein, dass seine Arbeit gegen höchste ethische Standards verstoßen könnte, hält sie aber für noch vertretbar und notwendig: "Die ganze Welt macht es, und die Patienten warten." Ethik entwickle sich mit dem sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt. "Wir können nicht einfach die Standards anderer Länder übernehmen."

Schon Ende der neunziger Jahre hatten amerikanische Forscher aus den entkernten Eizellen einer Kuh und der Haut eines erwachsenen Menschen embryonale Stammzellen gezüchtet. Aus den neu geschaffen Zellen sollten passende Organe für Transplantationen gewonnen werden. (Spiegel online, 20. September 2001)

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