Produzenten strecken Fleischwaren heimlich mit Wasser - EU-Prüfer angeblich auf schwere Mängel bei Tiermast gestoßen

Die Fleischwirtschaft ist am Wochenende durch Berichte über Misstände bei Produzenten und in der Tiermast erneut ins Zwielicht geraten. Nach "Spiegel"-Informationen sind Kontrolleure einer dreisten Betrugsmasche auf der Spur, wonach Schwarze Schafe in der Fleischbranche durch das heimliche Strecken von Produkten wie Kochschinken und Schnitzel Millionengewinne machen. Einem weiteren "Spiegel"-Bericht zufolge sehen sich die deutschen Kontrollbehörden zudem mit Vorwürfen der EU wegen Versäumnissen in der Tiermast konfrontiert. Demnach stellten EU-Kontrolleure in Betrieben in Bayern, Niedersachsen und Thüringen gravierende Mängel wie vorschriftswidrige Beimischungen in Futtermitteln und Labor-Schlampereien fest. Urinproben seien in Majonäsegläsern transportiert und Proben mit nicht zugelassenen Wachstumsmitteln monatelang nicht untersucht worden.

Wie der "Spiegel" unter Berufung auf Behörden berichtete, stammten die mit Wasser gestreckten Fleischwaren von "größeren Herstellern sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland". Neben dem Wasser werde beispielsweise gekochtem Schinken Eiweiß in Form von "hydrolysierter Gelatine" zugesetzt, damit das fleischtypische Wasser-Eiweiß-Verhältnis erhalten bleibe. Die nach der deutschen Fleischverordnung unzulässige Methode ist dem Bericht zufolge weit verbreitet: Nach Angaben des Chemischen Untersuchungsamts im westfälischen Hamm sollen Prüfer laut "Spiegel" bei bis zu 39 Prozent der untersuchten Kochschinken-Proben fündig geworden sein. Bei Kontrollen in Bielefeld wurden dem Bericht zufolge auch in Hähnchen- und Putenbrustfleisch "wiederholt beträchtlich überhöhte Mengen an Fremdwasser" festgestellt, nämlich bis zu 23 Prozent.

Die EU-Kontrolleure vermerkten laut "Spiegel" nach ihren Inspektionen in einem 29-seitigen Bericht, dass Deutschland "wesentliche Rechtsvorschriften" nicht erfülle. Die Inspektoren empfahlen demnach der EU-Kommission, wegen Verletzung von EU-Vorschriften Maßnahmen gegen die Bundesrepublik zu erwägen. Laut "Spiegel" will das Verbraucherschutzministerium nach Angaben von Staatssekretär Alexander Müller bei einigen der Mängel nun kurzfristig Abhilfe schaffen. So würden beim Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) zunächst zwölf neue Stellen geschaffen. Außerdem solle das neue Bundesamt für Verbraucherschutz vom nächsten Jahr an die Lebensmittelproduktion besser kontrollieren.

Mit Blick auf die Rinderseuche BSE warnte derweil nach einem Bericht des Münchner Magazins `Focus" ein britischer Experte die Verbraucher vor einem allezu großen Sicherheitsgefühl. Die zur Zeit verwendeten BSE-Schnelltests übersähen `alle kranken Tiere in den ersten vier Jahren der Erkrankung", zitierte das Magazin den Leiter des Instituts für Epidemiologie an der Universität London, Roy Anderson. Die Aussagekraft der Tests sei "extrem begrenzt". Dieses Problem sei "nur ganz wenigen Wissenschaftlern bewusst, der Öffentlichkeit und den Politikern schon gar nicht".

Dagegen äußerte sich EU-Verbraucherschutzkommissar David Byrne "zuversichtlich, dass Rindfleischprodukte sicher sind". In einem Beitrag für die "Bild am Sonntag" kündigte Byrne zugleich eine Lockerung des Tiermehlverbots an. "Unter verschärften Bedingungen" sei eine Verfütterung von Tiermehl an Allesfresser wie Schweine wieder denkbar. Es gebe "keinen Grund, warum Allesfresser nicht Fleischreste oder Knochen - und nichts anderes ist Tiermehl - von Tieren essen sollten, die zum menschlichen Verzehr freigegeben wurden". (AFP, 25. November 2001)

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