Freier Wettbewerb: Da lachen ja die Hühnerhalter

Kreis Esslingen: Eierproduzenten mit Legebatterien sehen schwere Zeiten auf sich zukommen - Verbot ab 2007 gilt nur in Deutschland - Umbau wird teuer

von Veronica Vargas

Ab dem Jahr 2007 werden Legebatterien in Deutschland verboten sein. Hühnerhalter kritisieren das Gesetz, weil in der Europäischen Union diese Verordnung erst ab dem Jahr 2013 gilt.

Lautes Gegackere dringt in den Ohren, betritt man die Legebatterie im Deizisauer Berghof. Die Brüder Markus und Christoph Eberhardt halten dort 6000 Hühner im Käfig. Jeweils fünf Tiere sind in einem 50 auf 60 Zentimeter großen Käfig untergebracht. Ein Luftkanal sorgt für Sauerstoff, per Saugnippel über dem Kopf können sich die Hennen mit Wasser versorgen. Auf einem schrägen Gitterboden stehen die Vögel. Die Fäkalien fallen auf ein Laufband unter den Käfig. Die Eier rollen auf ein weiteres, gepolstertes Band. An der Vorderseite des Käfigs wird, ebenfalls per Laufband, Futter gebracht. So sieht Eierproduktion in einer Legebatterie aus.

Doch ab 2007 wird das nicht mehr so sein. Die grüne Landwirtschaftsministerin Renate Künast will, dass Deutschland eine Vorreiterrolle übernimmt.

"Die Freiland- oder Bodenhaltung ist teurer und benötigt mehr Platz als die Legebatterie", erklärt Hühnerhalter Markus Eberhardt. Dementsprechend seien auch die Eier teurer. Für deutsche Landwirte entsteht ein Wettbewerbsnachteil: Supermarktketten und Großhändler können ab 2007 im Ausland immer noch billige Eier kaufen. Veterinäramtsleiter Gerhard Stehle befürchtet, dass im Kreis Esslingen viele Existenzen durch das Gesetz gefährdet sind. Daniel Ehmann, Leiter des Hagenauer Hofs in Neuhausen, hält 30 000 Legehennen, zum Großteil in Käfigen. "Ich bin nicht für die Käfighaltung", sagt er, "aber ich füge mich dem Wunsch der Kunden nach billigen Eiern." Das Problem seien nicht nur die Privatkunden. " Nudelfabrikanten und Konditoreien kaufen Eier nur zu billigsten Preisen", erklärt Markus Eberhardt. Und billige könne man eben nur in Batterien produzieren, sind sich die Hühnerhalter einig.

Laut Ehmann wandern bereits jetzt deutsche Eierproduzenten nach Polen oder Tschechien aus. Dort wird die Batteriehaltung vermutlich sogar bis 2015 erlaubt sein. "Das ist einfach nicht fair", beklagt er sich. " Es kann nicht sein, dass in einem gemeinsamen Markt unterschiedliche Wettbewerbsbedingungen herrschen. Dieses Gesetz ist eine Lachnummer", fügt Ehmann verbittert hinzu. Die Hühnerhalter müssen komplett umsatteln. Dazu braucht man nicht nur sehr viel Kapital, sondern zusätzliche Fläche. "Wir müssten ein komplett neues Gebäude bauen. Unser Holzstall ohne Fenster entspricht nicht den neuen Bedingungen", erklärt Christoph Eberhardt. Ob sie ihre Eierproduktion aufgeben, haben die Brüder noch nicht entschieden. "Wir haben erst vor fünf Jahren in diese Stallanlage investiert." Der Neubau würde etwa 500 000 Mark kosten. Mit 20 Mark pro Huhn für einen artgerechten Stallplatz rechnet auch Daniel Ehmann. Werden neue Gebäude nötig, stiegen die Kosten pro Tier auf 100 Mark. Die Brüder Eberhardt sind überzeugt davon, dass Eier aus Bodenhaltung um einiges ungesünder sind. "Wenn die Hühner nicht auf Gittern stehen, dann sammeln sich die Fäkalien auf dem Boden an", erklären sie. Milben und andere Insekten würden sich dort ausbreiten, die die Hühner samt Fäkalien fressen, "ein großer Krankheitsherd." Die Folge: Legehennen müssen mit Antibiotika behandelt werden.

Trotz ungewisser Zukunft haben die Hühnerhalter noch nicht resigniert. Sie hoffen, vom Bund finanziell unterstützt zu werden. (Esslinger Zeitung online, 14. November 2001)

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