Geschichte des Veganismus

Die bewußte Abkehr vom Leichenverzehr, wobei auch Eier vermieden wurden, begann, abgesehen von gelegentlicher Enthaltsamkeit in rituellen Zusammenhängen, vor etwa zweieinhalb Jahrtausenden nahezu gleichzeitig, wahrscheinlich jedoch unabhängig voneinander, in Indien und den östlichen Mittelmeerländern als Teil des philosophischen Aufbruchs dieser Zeit.

Im Mittelmeerraum finden sich die ersten Aufzeichnungen dazu in den Lehren des Pythagoras von Samos und seiner Anhänger. Sie betrachteten die Verwandschaft aller Tiere als Grundlage menschlichen Wohlwollens ihnen gegenüber, die somit nicht zu Nahrungszwecken getötet werden sollten. Es folgten Plato, Epikur und Plutarch, die eine leichenfreie Ernährung empfahlen, insbesondere wurden auch religiöse Tieropfer abgelehnt.

Die religiöse und asketische Basis in Indien führte bald dazu, daß beispielsweise Buddhisten sehr wohl Leichen konsumierten, solange sie die Tiere nicht selbst getötet hatten, und vielfach wurden Fischleichen in die Ernährung aufgenommen.

Als Teil humanitärer Strömungen im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts wurde die Sensibilität Tierleid gegenüber und damit die pythagoräische Ablehnung des Leichenfressens wiederbelebt. Seit dem 19. Jahrhundert beeinflußte die vegetarische Bewegung auch die Ernährung von Nichtvegetariern maßgeblich, so etwa mit der Erfindung von Cornflakes oder Erdnußbutter durch Vegetarier in den Vereinigten Staaten.

1847 wurde in England von Joseph Brotherton und anderen die erste vegetarische Gesellschaft ("Vegetarian Society of the United Kingdom") gegründet, bei deren Gründungsversammlung das Wort vegetarian, abgeleitet aus dem lateinischen vegetus formell eingeführt wurde (zuvor war die Bezeichnung "Pythagoräer" gebräuchlich).

1905 rief der belgische Fabrikantensohn Henri Oedenkoven in Ascona die "Vegetabilische Gesellschaft des Monte Verità" ins Leben, in der sich Barfußpropheten, Weltverbesserer, Nudisten und Wahrheitssucher zusmmenfanden, die die Ursache für Krankheit und Aggression in tierlicher Ernährung sowie dunklen Wohnverhältnissen und beengender Kleidung sahen. Ihre Vorstellung von Lebensreform beinhaltete demnach neben rein pflanzlicher Nahrung Freikörperkultur, Naturheilkunde und Abstinenz [Stei99].

Nach einem ersten Versuch 1889 entstand 1908 die internationale Vegetariervereinigung. Damit wurden auch die ethischen Konsequenzen des Milchkonsums innerhalb der vegetarischen Bewegung diskutiert.

Doch erst 1944 entstand die Vegan Society, gegründet von Elsie Shrigley und Donald Watson, die "milchfreie Vegetarier" gegen den Widerstand prominenter Vegetarier zusammenführen wollten. Im November organisierte Watson ein Treffen von sechs Gleichgesinnten, bei dem die Gründung einer neuen Gesellschaft beschlossen wurde - und ein neuer Name, vegan, als Zusammenziehung aus vegetarian.

Quellen: Encyclopaedia Britannica; Vegan Society

veganismus.de