Das Big-Mac-Imperium

Am 18. Juli 1984 erschoss der Amokläufer James Huberty in einer McDonald's-Filiale im kalifornischen San Diego 22 Menschen. Ein Horrorszenario, das dem Fritten-Imperium unverdient negative Schlagzeilen einbrachte. Öffentliche Angriffe wegen Rassismus, Ausbeutung oder Umweltzerstörung entbehrten nicht immer einer Grundlage.
Trotz restriktiver Informationspolitik von Seiten des Managements dringen immer wieder sowohl unappetitliche als auch imageschädigende Geschichten aus dem globalen McDonald's-Haus an die Öffentlichkeit.

Die am 16. Januar im italienischen Brescia entdeckte BSE-Kuh kam ausgerechnet aus einem Schlachthaus der Cremonini-Gruppe, dem ausschließlichen Fleischlieferanten für McDonald's in Italien. Für große Aufregung sorgte schon vor Jahren die Entdeckung von Kolibakterien in McDonald's-Produkten. 1982 waren 47 Menschen in Oregon und Michigan betroffen, 1991 kamen mehrere Kunden einer Filiale im englischen Preston ins Krankenhaus – zu kurze Garzeiten hatten die Burger zum Hort der potenziell tödlichen 0157H-Variante des Kolibakteriums werden lassen.

Keine Hackfleischbrötchen unter dem Eiffelturm

Italiener und Franzosen haben aus den verschiedensten Gründen ein eher gespaltenes Verhältnis zu dem Marken-Schnellimbiss aus Übersee: In Frankreich gab es schon vor der offiziellen Eröffnung des ersten Hauses in den siebziger Jahren mehrere heimische Fast-Food-Ketten, die mit dem Eindringen des amerikanischen Fritten-Giganten um ihre Umsätze fürchteten. "Crip-Crop", "Dino-Croc" und "Chicken Shop" teilten sich mit der britischen Kette "Wimpy" den nicht nur von "Haute Cuisine" geprägten Markt. Im Gegensatz zu vielen ihrer europäischen Nachbarn schafften es die Franzosen immerhin periodisch, sich dem Big-Mac-Imperialismus zu widersetzen: Pariser Autoritäten verboten 1993 die Errichtung eines McDonald's unter dem Eiffelturm. Am 12. August 1999 schlug José Bové zu: Der Globalisierungsgegner wollte im Kampf gegen industrielle Massenerzeugung von Nahrungsmitteln und "malbouffe", den "Drecksfraß" des amerikanischen Erzfeindes, ein Zeichen setzen – und demontierte in seiner Heimatstadt Millau mit Hilfe seiner Anhänger eine McDonald's-Filiale.

"Hamburger sind atheistisch"

Sein beleidigtes ästhetisches Empfinden und ein verwöhnter Gaumen brachten den italienischen Modezar Valentino auf die Barrikaden: Er zog 1989 vor ein römisches Gericht, um die Eröffnung einer Filiale an der Piazza di Spagna zu verhindern – erfolglos. Die Tageszeitung der katholischen Bischofskonferenz "L'Avvenire" titelte Ende letzten Jahres: "Hamburger sind atheistisch" und versuchte nachzuweisen, dass so ein unkatholischer Fleischklops in Brot doch eher ein protestantisches Ding sei, das die christliche Gemeinschaftlichkeit des Mahles untergrabe. Organisationen wie Slow Food warnten vor einer Geschmacks-Gleichschaltung im globalen Dorf, aber vergeblich: Inzwischen fliehen täglich eine halbe Million Italiener den heimischen Pasta-Topf und genießen die Highlights amerikanischer Esskultur.

Gewerkschaftsanhänger per Lügendetektor entlarvt

Unerquicklich ist das von jeher gespannte Verhältnis der McDonald's-Führungsriege zu Gewerkschaften im Allgemeinen und deren Aktivisten im Besonderen. Bei einer Anhörung in einem Labour-Ausschuss in San Francisco sagten McDonald's-Angestellte 1974 aus, dass sie per Lügendetektor über ihre Sympathien für die Gewerkschaft ausgefragt wurden. Manager einer Filiale in Lyon wurden 1994 verhaftet, nachdem sie versucht hatten, Gewerkschaftswahlen zu unterbinden.

Sieben Monate Streik führten 1976 in Dublin zur Anerkennung der ITGWU (Irish Transport Workers Union), zwei Gewerkschafter konnten einen Prozess wegen Schikanen am Arbeitsplatz und ungerechter Entlassung gewinnen. Ein Wiesbadener Betriebsrat hatte weniger Glück: Allzu eifrig kämpfte man für 70 Angestellte des Fritten-Imperiums - das Lokal wurde kurzerhand geschlossen, die Kündigungen Ende Dezember letzten Jahres verschickt.

"What's wrong with McDonald's?"

Greenpeace-Aktivisten aus London machten sich 1986 daran, die Realität hinter den Kulissen der funktionierenden Burger-Fabriken aufzudecken und veröffentlichten ein sechsseitiges Fact-Sheet mit dem Titel: "Was stimmt nicht bei McDonald's - alles, was Sie nicht wissen sollen". In dem Flugblatt werden dem Konzern Ausbeutung, Umweltzerstörung und Gesundheitsgefährdung vorgeworfen.

McDonald's reagierte prompt und strengte ein Verfahren an, das zum längsten Zivilprozess der britischen Geschichte werden sollte. Im September 1990 wurden zwei der Flugblatt-Verfasser, Helen Steel und Dave Morris, wegen Verleumdung angeklagt. Obwohl die Angeklagten den "McLibel-Prozess" verloren und 1997 zu einer Zahlung von knapp 60.000 Pfund verurteilt wurden, stellten die Richter klar, dass einige in dem Flugblatt formulierten Anschuldigungen durchaus der Wahrheit entsprächen.

Mindestlöhne – volles Potenzial für wenig Geld

Legendär sind die weltweit konsequent niedrig gehaltenen Einkünfte der McDonald's-Angestellten. Die Londoner Forschungsgruppe "Transnational Information Centre" versuchte schon Mitte der achtziger Jahre, ein wenig Licht in die Personalpraktiken des Unternehmens zu bringen und veröffentlichte die Broschüre "Working for Big Mac".

Allein in Deutschland arbeiten rund 53.000 Mitarbeiter, von denen der Marktführer glaubt, dass sie Spaß daran haben, in einem "engagierten Team selbständig zu arbeiten" und "ihr volles Potenzial zu entwickeln". "Beispielhafte Sozialleistungen", so die Pressemeldungen des Konzerns, erzeugten "das sprichwörtlich gute Arbeitsklima wie von selbst". Das mögen die Angestellten mehrerer McDonald's-Filialen in Philadelphia anders gesehen haben: Sie gingen 1989 gerichtlich gegen ihren Arbeitgeber vor, weil er farbigen Mitarbeitern geringere Löhne gezahlt hatte als nicht-farbigen Kollegen in gleicher Position.

Der Kampf gegen die Anhebung der Mindestlöhne hat Tradition: Firmengründer Ray Kroc spendete eine viertel Million US-Dollar für Richard Nixons Kampagne zur Präsidentschaftswahl 1972 – eine großzügige Gabe, die später offensichtlich das Interesse der Watergate-Ermittler weckte. Es wird vermutet, dass einige Franchise-Nehmer durch ihre Spende einer Anhebung der Mindestlöhne vorbeugen wollten, die zu diesem Zeitpunkt diskutiert wurde (Spiegel, 25. Januar 2001).

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