Warum müssen wir töten?

"Warum müssen wir eigentlich töten? Damit haben die Kinder das größte Problem." Der das sagt, ist leidenschaftlicher Jäger: Walter Möller (55) aus Eystrup. "Was kann er als Jäger dagegenhalten?" lautet dann die Frage, die sich Möller selbst stellt. An Argumenten fehlt es dem pensionierten Berufssoldaten allerdings nicht, wenn er Schülerinnen und Schülern schildert, weshalb überhaupt Tiere in freier Natur sterben müssen - eben von Jägern zur Strecke gebracht.

Walter Möller ist Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit im Hegering IX der Jägerschaft Nienburg. 164 Mitglieder gehören dem Hegering IX an. 43 Reviere und 19×965 Hektar Fläche in den Samtgemeinden Eystrup und Hoya umfasst das Gebiet, das der Hegering IX betreut.

Seit Juli vorigen Jahres geht Walter Möller in die Grund- und Hauptschulen und in die Realschule des Nordkreises, spricht im Unterricht über Umwelt- und Naturschutz und über die heimische wild lebende Tierwelt. "Die Bewusstseinsbildung für Umweltprobleme muss bei den Kindern und Jugendlichen beginnen", sagt er.

120 Schülerinnen und Schüler in Eystrup, Hoya, Bücken und Hoyerhagen hat er bereits die Aufgaben der Jäger näher gebracht.

"Wir sind für die wild lebenden Tiere verantwortlich", macht Möller den Kindern deutlich - so wie sie sich um ihre Haustiere kümmern müssen. "Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass ich rausgehe und einfach nur Tiere totschieße", sagt Möller. "Es wäre schlecht, wenn wir in der freien Natur keine Tiere mehr sehen könnten. Dann wäre etwas faul", fügt er hinzu. Es gehe darum, ein Gleichgewicht zu schaffen. "Wir Jäger müssen die Natur regulieren", sagt er. Zu viele wild lebende Tiere sind ebenso gut für die Natur wie zu wenige. Was auch passieren kann, schildert der Jäger aus seinem Jagdrevier in Hämelhausen: "Ein Rudel von 30 Hirschen kann deutliche Spuren hinterlassen. Dann sieht ein Acker so aus, als wäre der Bauer mit der Fräse drübergefahren."

Als Jäger fühle er sich verantwortlich, die Natur zu erhalten und zu verbessern und möchte deshalb den Schülerinnen und Schülern eine Hilfestellung geben, um die Zusammenhänge und Abläufe der Natur zu verdeutlichen.

Bevor Möller in die Klassen geht, spricht er mit den verantwortlichen Lehrerinnen und Lehrern: Was wurde bereits über Fauna und Flora unterrichtet? Seinen Unterricht lockert er mit Bildern und Präparaten von Dachs, Fuchs und Baummarder auf.

Das Thema scheint zu gefallen. "Die Kinder sind immer sehr aufgeregt und aufmerksam. Jeder hat schon irgend etwas mit wild lebenden Tieren zu tun gehabt, ob es der Marder zu Hause ist oder der Vater mit seinem Auto ein Reh überfahren hat", machte Möller die Erfahrung. Den Schülerinnen und Schülern die Natur näher zu bringen, macht ihm Spaß. "Die 90 Minuten vergingen wie im Flug", erinnert sich Walter Möller mit Freude an seinen Auftritt kürzlich in einer dritten Klasse der Grundschule Eystrup. "Die Schülerinnen und Schüler waren stark interessiert und arbeiteten gut mit. Die Kinder verzichteten sogar auf ihre Pause, um ihren Wissensdurst zu löschen. Die abschließende Besprechung im Lehrerzimmer ergab, dass in diesem Bereich ein Informationsbedarf besteht, der zeigt, dass diese Aufgabe fortgeführt werden sollte."

Was Möller auch erlebt: "Die Kinder haben oft keinen Bezug mehr zu Natur. Die genauen Gründe kennt er nicht. Kommt es durch die Erziehung und die schulische Ausbildung?" Sein persönlicher Eindruck: "Wir Jäger sind zu spät auf den Zug aufgesprungen." Aktionen wie "Lernort Natur" hätte es schon Jahre früher geben müssen.

Den Umgang mit Menschen ist der 55-Jährige gewohnt. Als Bundeswehrsoldat betrieb er Öffentlichkeitsarbeit, hatte viel mit 16- bis 18-Jährigen zu tun. Rhetoriklehrgänge aus seiner Bundeswehrzeit kommen ihm noch heute zugute.

"Die Jagd bedeutet Verantwortung gegenüber der Natur und viel, viel Arbeit", sagt Möller. Jeden Tag verbringt er vier bis fünf Stunden in seinem Jagdrevier in Hämelhausen, beobachtet Hirsche, Hasen, Kaninchen. "Man muss als Jäger immer ein aufmerksames Auge haben." Möller weiß eben genau, "wo gerade die Böcke stehen". Die Jagd sei eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. "Dabei ist jeder Tag anders." Es gibt jedoch auch schlechte Tage. "Wenn ein Bock überfahren wurde, dann betrübt das schon."

Walter Möller ist unter Telefon und Fax: (04254) 91591 zu erreichen. (Die Harke, 25. April 2001)

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