Funke in Verden: Jagd hat Zukunft

Der aktive Jäger und frühere Bundeslandwirtschaftsminister referierte im Niedersachsenhof

Von unserem Mitarbeiter Ralf Benecke

Landkreis. Die bovine spongiforme Enzephalopathie, besser bekannt als BSE, hat ihn den Posten gekostet: Karl-Heinz Funke (SPD) warf während der BSE-Krise im Januar das Handtuch und räumte seinen Chef-Schreibtisch im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Seitdem trennt sich die politische Linie des Ministeriums von der des aktiven Landwirts. Aufmerksam, vor allem aber kritisch verfolgt er aus seinem Büro im Vareler Rathaus die Geschehnisse. Auf der Versammlung des Zentralverbands der Jagdgenossen und Eigenjagden (ZJEN) beantwortete der Minister a. D. am Dienstag die Frage: "Hat die Jagd Zukunft?"

Karl-Heinz Funke: Landwirt, Berufsschullehrer, Bürgermeister, Landes- und Bundesminister - ein Mann aus dem Volk, der mal oben mitmischte. Jetzt ist er wieder dort, wo er angefangen hat: auf seinem Hof in Varel. Funke strahlt Ruhe aus und einen engen Schulterschluss zu den Bürgern. Das demonstrierte er bei seinem Vortrag im Verdener Niedersachsenhof par excellence. Selbst ein aktiver Jäger, vertrat Funke diese Lobby ohne Kompromisse.

Der ehemalige Minister sparte nicht mit Belegen, dass er in seiner Amtszeit stets die Interessen der Jagd im Hinterkopf gehabt habe. Durch die Bindung des Jagdrechts an das Eigentumsrecht seien jegliche Schwierigkeiten für die Jäger ausgeschlossen. "Nur durch diese Gesetzgebung ist die derzeitige Artenvielfalt Deutschlands entstanden", betonte Funke. Denn: "Wer im Wald aktiv werden will, der pflegt ihn auch."

Der Gedanke, Eigentum und Jagd zu verbinden, sei in der Ideologie des Ministeriums von Renate Künast nicht mehr verankert. So jedenfalls der Eindruck des SPD-Politikers. "Dort werden mit der Perspektive Bundestagswahl andere Interessengruppen befriedigt", meinte Funke. Ein Eingriff in das Jagdgesetz sei deshalb nicht auszuschließen. Die Folgen solcher Änderungen beschrieb der Minister a. D. als fatal.

Was tun? "Wir müssen Aufklärung leisten", sagte Funke. "Jäger machen nur etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung aus", schilderte der Politiker. Da müsse man sich schon formieren. Den Kontakt zu anderen Verbänden, wie den Anglern, zu suchen, sei eine weitere Möglichkeit. "Wir müssen der Bevölkerung klar machen, dass Jagdlust etwas völlig anderes als Mordlust ist", meinte er. Die Jagd sei ein wichtiger kulturstiftender Faktor: "Jugendliche, die sich für die Jagd begeistern, sind nicht so drogengefährdet wie andere", behauptete Funke.

Dass diese Aufklärung mit großen Schwierigkeiten verbunden ist, räumte Funke ein: "In unserer Gesellschaft sinkt schließlich das Verständnis für das, was in der Natur passiert". Wie solle ein junger Mensch Naturzusammenhänge verstehen, wenn er mit einer Kuh die Farbe lila assoziiere. Und das, so Karl-Heinz Funke, übertrage sich auf den Bereich Jagd: "Wir haben nie vermittelt, was bei einer Treibjagd wirklich passiert - die wenigsten wissen das", übte der Politiker Selbstkritik.

Trotzdem, so die Abschluss-These des Ex-Ministers, "hat Jagd eine Zukunft". "Wir werden sicher keine Vegetarier überzeugen", so Funke, aber: "Wenn wir unsere Jagdkultur besser vermitteln, wird das Verständnis wachsen." (Weser-Kurier, 28. Juni 2001)

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