Legehennenverordnung: Renate Künast punktet für die Grünen

Gesundheit für ein paar Pfenninge mehr

von Reiner Metzger

Verbraucherministerin Renate Künast ist gerade dabei, einen schönen Coup zu landen. Alles spricht dafür, dass die Vorzeige-Grüne bei der nächsten Bundesratssitzung am 19. Oktober ihre Legehennenverordnung durchbringt. Seit Jahrzehnten forderten Tierschützer ein Verbot der Käfighaltung bei der Eierproduktion - und scheiterten an einer Lobby von Produzenten und Industrie, die dafür sorgte, dass der Profit höher bewertet wurde als der Tierschutz. Was CDU- und SPD-Agrarminister verbockt haben, löst eine grüne Ministerin jetzt innerhalb von einem Jahr. Das sieht gut aus und lässt sich auch im Wahlkampf gut verkaufen.

Dass Künast einen solch scheinbar mühelosen und schnellen Erfolg verbuchen konnte, liegt an ihrem frischen Blick auf die Agrarwirtschaft. Anders als die alten, tief in der Landwirtschaft verwurzelten Fachminister hat sie kühl erkannt, dass sich die Rahmenbedingungen in dieser Industrie verändert haben: Der große Deutsche Bauernverband hat seit BSE bei den Wählern jede Glaubwürdigkeit verloren. Er konnte noch so sehr gegen die neue Verordnung poltern - es interessierte schlicht niemanden mehr. Nun gibt es natürlich auch an diesem Künastschen Erfolg noch das eine oder andere zu kritisieren: Die Käfige werden wohl erst ab 2010 abgeschafft und bei der Bodenhaltung haben die Hühner statistisch gesehen pro Tier auch nur gut doppelt so viel Platz wie derzeit in der Legebatterie. Trotzdem ist es wegweisend für die ganze EU, wenn das weitaus größte Eierverbraucherland Deutschland hier umschwenkt.

Die Öffentlichkeit ist zu 90 Prozent gegen Käfighaltung. Deshalb hatten auch die sonst immer ihre Bauern behütenden Landesregierungen Angst vor der schon anlaufenden, gut getimten Kampagne der Tierschützer vor ihren Amtssitzen. Zudem muss der Einzelhandel für die "neuen Eier" künftig nur ein paar Pfennige mehr verlangen als für die bisherigen Käfigeier. Teuer sind die neuen Vorschriften also nicht. Für ein paar Pfennige mehr wird jedoch symbolisch gesehen ein Grundnahrungsmittel "sauber". Damit hat Künasts Mannschaft alle eingefangen. Clever. (taz, Kommentar, 13. Oktober 2001)

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