Diät-Befehl: Sozialamt fordert Abspecken!

Nehmen Sie endlich ab, forderte das Sozialamt Lübeck die übergewichtige Renate J. auf und verordnete ihr strenge Diät. Purzeln die Pfunde nicht, wird die Sozialhilfe gestrichen. Der Befehl ist eindeutig: Abspecken für die Sozialhilfe! Renate J. ist 1,52 Meter groß und wiegt 91 Kilo. Viel zu viel, sagt das Sozialamt in Lübeck und verordnete ihr nun strengste Diät. Jeden Monat geht die 53-Jährige jetzt zum Arzt, streift ihre Kleider ab und stellt sich auf die Waage. Purzeln die Pfunde nicht, streicht das Sozialamt Lübeck künftig die staatliche Stütze.

Früher arbeitete Renate J. als Raumpflegerin. Hängte ihren Job dann für Kinder und Küche an den Nagel. 20 Jahre lang war sie die liebe Mutti, ihr monatliches Salär zahlte das Lübecker Sozialamt. 580 Mark pro Monat, so rechneten die strengen Beamten, sollten für Essen, Kleidung und Strom genügen.

Atembeschwerden, Rückenschmerzen und Diabetes

Dann, im Februar 2001, offeriert ihr die Lübecker Behörde einen Job - als Altenpflegerin. "Ich sollte alte Menschen waschen, für zwei Mark die Stunde", sagte sie der "Bild"-Zeitung. Aber es geht ihr immer schlechter. Das Atmen fällt ihr schwer, der Rücken schmerzt und auch die Augen sind nicht mehr die besten.

Ihr Gewicht liegt 80 Prozent über dem Idealgewicht, zudem leidet sie an Diabetes. "Nicht arbeitsfähig", diagnostizierte die Ärztin beim Gesundheitsamt. Jetzt reicht es, konterten die Lübecker Behörden. Und schickten einen Diät-Befehl: "Ihre Beschwerden würden durch eine Reduzierung des Gewichts verbessert und damit auch der Umfang ihrer Arbeitsfähigkeit."

"Wir handeln nur nach dem Sozialgesetzbuch," erklärte Mathias Erz vom Sozialamt Lübeck gegenüber SPIEGEL ONLINE. Und das sehe im Krankheitsfalle des Sozialhilfeempfängers eine Behandlung vor. "Die Frau ist krank und ihr starkes Übergewicht spielt eine erhebliche Rolle." Es sei nicht einzusehen, warum sie nicht auch etwas leisten soll für die empfangenen Leistungen. Wäre sie Alkoholikerin, müsste sie sich auch therapieren lassen.

Auch für Rohkost gibt's keine Knete

Steht künftig nur noch Ruccolasalat auf dem Speiseplan? Leider nicht! Gerne würde Renate J. ein paar Pfunde loswerden. Sie beantragte sogar einen Zuschuss für Öko-Ernährung. "Nein", sagten die strengen Beamten, denn die Mehrkosten werden durch eine reduzierte Nahrungszufuhr ausgeglichen". Und Erz weiß: "Gesunde Ernährung ist nicht teurer, sondern weniger Fleisch zu essen billiger".

Jeden Monat muss sie sich nun beim Arzt wiegen lassen. Das aktuelle Gewicht geht ans Sozialamt. Zeigt die Waage zu viel, wird die Sozialhilfe gestrichen. "Jeder Mensch, der so aussieht wie ich, möchte abnehmen", erklärt Renate J. - "aber nicht unter Zwang!" (Spiegel online, 07. November 2001)

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