Anwälte der geschundenen Kreatur

Tierversuchsgegner machen auf oft vergessene Kriegsfolgen aufmerksam

"Wie wünschen gnädige Frau ihren Pelz? - vergast, erdrosselt, per Stromschlag, Genickbruch oder lieber aus der Falle?" Mit drastischen Worten haben die Tierversuchsgegner Baden-Württemberg am Samstag zwischen den Passanten im Stadtzentrum auf sich aufmerksam gemacht.
von Hilmar Pfister

Das Motto der Großveranstaltung auf dem Schlossplatz war: "Frieden für Mensch und Tier". Provokationen sind bei solchen Auftritten üblich. Und da haben Passantinnen, die mit Pelzmänteln unterwegs sind und in der Nähe auftauchen, nichts zu lachen. Aber es geht auch um die Not von Tieren, die nicht der Pelzmode zum Opfer fallen.

Worte allein genügten den Tierversuchsgegnern nicht. An Informationssäulen waren eindringliche Bilder vom Schicksal vieler Tiere zu sehen: Gehäutete Nerze, gequälte, mit Säure verätzte Affen oder eine Kuh, die an einem Kran auf einen Lastwagen gehievt wird. Die Wut der Tierversuchsgegner richtete sich gegen eine Vielzahl von Dingen: gegen Tiertransporte, das Einzwängen von Hühnern in Legebatterien oder das Schächten. Themen, die der Verein bereits in früheren Veranstaltungen angesprochen hatte. Neu war diesmal der Anlass des Protests: der Krieg in Afghanistan.

Dementsprechend betitelt war auch ein Fackelumzug mit etwa hundert Interessierten: "Im Gedenken an alle Opfer von Gewalt und Krieg und Terror." "Neben den menschlichen Tragödien dürfen auch die Leiden der Tiere nicht vergessen werden", sagte die zweite Vorsitzende Ingeborg Livaditis. Auch Tiere hätten unter dem Krieg zu leiden: Ihr Lebensraum würde zerstört, sie würden von Bomben, Minen und Granaten getötet. In der Kritik standen auch die Medien. "Was geschieht mit den Tieren in diesen Kriegsgebieten?", fragte der erste Vorsitzende Rudolf Müller in seiner Rede? "Den Berichterstattern sind sie keine Zeile wert." Auch Müller dehnte das Motto "Frieden für Mensch und Tier" auf viele verschiedene Bereiche aus. Zur Sprache kamen nicht nur das Schicksal der Tiere in Afghanistan, sondern auch ihre Ausbeutung, die Agrarwende mit Kritik an Verbraucherministerin Renate Künast und die Genmanipulation, "der eine klare Absage erteilt werden muss". Gerade in diese Debatte müssten sich auch die Kirchen einschalten.

Auf die Frage, ob die Tierversuchsgegner die Kämpfe in Afghanistan nur als nahe liegenden Aufhänger für eigene Zwecke benutzt haben, antwortete Ingeborg Livaditis mit einem entschiedenen Nein: "Wir wollen einfach nur, dass das Leid der Tiere nicht vergessen wird. Wir müssen uns doch zum Anwalt der Tiere machen." (Stuttgarter Nachrichten, 25. November 2001)

Hinweis: Pressemeldungen entsprechen nicht unbedingt den Tatsachen und geben daher nicht notwendigerweise die Ansichten von veganismus.de wieder.


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