FAQ: Tierbefreiung

Praktische Fragen

Wenn ein paar einzelne Tiere befreit werden, bleiben Millionen zurück, was bringt das?

Für jedes einzelne Individuum, das befreit wird, bedeutet es das Leben. Wenn ein Schiff untergeht und nur wenige Passagiere gerettet werden können, wird wohl niemand dies zum Anlaß nehmen, zuzuschauen und alle ertrinken zu lassen. Leider können nicht alle Tiere (abhängig von Spezies - ggf. Qualzüchtung -, Gesundheitszustand usw.) in der Natur freigesetzt werden, da manche auf sich gestellt nicht überleben könnten und daher auf Betreuung angewiesen sind, so daß sich die Zahl der befreiten Individuen nach der der zur Verfügung stehenden Aufnahmeplätze richtet.

Zudem sind Befreiungsaktionen, wenn sie mit Dokumentation der Zustände und Aufklärung verbunden sind, wichtiger Teil der Öffentlichkeitsarbeit.

Wenn Hühner aus einer Legebatterie befreit werden, werden sie doch sofort wieder durch andere ersetzt, was bringt das?

Selbst wenn hunderte Hennen auf einmal aus einer Batterie befreit würden, würden die Betreiber das nicht bemerken. Die jungen Hennen werden "eingestallt", verbringen dann ein Jahr in den Käfigen (wenn sie nicht vorher sterben, was häufig geschieht, so daß die Käfige allmählich leerer werden), dann werden alle zugleich "ausgestallt", d.h. aus den Käfigen gerissen und zum Schlachthof gebracht. Die Annahme, die Käfige würden aufgrund einer Befreiung wieder aufgefüllt, ist demnach irrig.

Wenn alle Nerze einer Nerzfarm befreit werden, fällt das auf, die Nerze werden also nur durch andere ersetzt, oder?

Nerzzucht ist an die Jahreszeit gebunden. Die Befreiungen finden normalerweise kurz vor der "Ernte", also bevor die Tiere vergast oder auf andere Weise umgebracht werden, statt. Im Folgejahr würden die Tiere also in jedem Fall durch andere ersetzt, woran die Befreiung nichts ändert.

Nerze, die aus einer Pelzfarm befreit werden, können doch gar nicht überleben, oder?

Das ist typische Propaganda der "Pelz"lobbyisten, Jäger usw. Näheres siehe "Anti-Nerzbefreiungs-Propaganda".

Befreite Nerze (Minks) haben den europäischen Nerz verdrängt, spricht das nicht gegen Nerzbefreiungen?

Eine weitere (übrigens im Widerspruch zur ersten, befreite Nerze könnten nicht überleben, stehende) Propagandalüge. Davon abgesehen, daß es bei Tierbefreiungen um Tierrechte, nicht um Artenschutz (also um Individuen, nicht um Spezies) geht, hatten die amerikanischen Nerze (Minks), die aus "Pelzfarmen" entkommen bzw. bei deren Aufgabe freigelassen worden waren, bereits lange, ehe es in den 80er Jahren die ersten Nerzbefreiungen gab, die ökologische Nische der schon Anfang des 20. Jahrhunderts (u.a. durch die Jagd) fast ausgestorbenen europäischen Nerze besetzt.

Rücken solche illegalen Aktionen die Tierrechtsbewegung nicht in ein schlechtes Licht?

Davon abgesehen, daß Tierbefreiungen nicht zwangsläufig illegal sind, ist gerade das Gegenteil der Fall. Befreiungsaktionen, die mit Dokumentation der Zustände und Aufklärung verbunden sind, sind ein wichtiger Teil der Öffentlichkeitsarbeit. Gleiches gilt für gegebenenfalls stattfindende Prozesse.

NatürlichLändersache gibt es Tierausbeutungspropagandisten, darunter auch Medienvertreter, die bestrebt sind, Tierrechte in möglichst schlechtem Licht erscheinen zu lassen. Doch dafür benötigen sie sicher keine Tierbefreiungen. Seriöse Medien berichten dagegen in der Regel positiv über Tierbefreiungen, zumal, wenn diese durch geeignete Pressearbeit durch die Tierrechtler begleitet werden, vgl. diverse Fernseh- und Presseberichte über die Aktionen von Maqi.

Erfahrungsgemäß äußert sich sogar die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung (und damit Tierausbeuter) zustimmend zu Tierbefreiungen.

"Werden durch Hühnerbefreiungen usw. nicht überall kleine, private Freilandhaltungen geschaffen?"

Natürlich sind "Freilandhaltungen" wie jede Form der Gefangenhaltung zur Ausbeutung von Tieren abzulehnen. Wer so fragt, hat jedoch offenbar das Prinzip der Gefangenschaft nicht verstanden. Diese basiert nicht allein auf äußeren Umständen - ein Kind hinter einem Türschutzgitter wird nicht zwangsläufig "gefangengehalten", um ausgebeutet zu werden, vielmehr kann dies seinem Schutz vor Verletzung dienen; wenn Eltern die Haustür abschließen, damit ihr Kind nicht auf die Straße läuft und überfahren wird, macht dies die Wohnung nicht zu einem Gefängnis. Entsprechend nehmen Menschen, in deren Obhut befreite Tiere gegeben werden, damit sie vor der Ausbeutung bewahrt werden, diese nicht aus eigennützigen Gründen auf, sondern um ihnen zu helfen. Daß dabei sorgfältig abgewogen werden muß, wem befreite Tiere überlassen werden können, versteht sich von selbst.

Die Forderung, nur solche Tiere zu befreien, die ohne menschliche Hilfe weiterleben können, ist jedoch absurd: Entsprechendes würde etwa für KZ-Häftlinge gelten, die so stark erkrankt sind, daß eine Quarantäne erforderlich ist. Zu fordern, diese im KZ zu belassen und sie so dem sichern Tod zu überantworten, statt sie zu befreien, wäre menschen-, analog zu fordern, weniger nichtmenschliche Tiere zu befreien, ist tierverachtend.

Ähnlich verhält es sich mit dem allen ernstes erfolgten Einwand gegen eine Gänsebefreiung, durch diese würden "Freundschaften auseinandergerissen". In der Tat leben Gänse in Familienverbänden - die aber, unterbliebe die Befreiung, wenig später auf weit einschneidendere Weise zerstört würden, nämlich durch ihren gewaltsamen Tod.

Juristische Fragen

Sind Tierbefreiungen nicht illegal?

Nicht zwangsläufig. Das hängt u.a. davon ab, welche Gesetze gelten (diesen sind an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten verschieden), vor allem aber von Entscheidungen einer Willkürjustiz. Zahlreiche Tierbefreier wurden bereits freigesprochen, andere verurteilt. Näheres in den Pressemitteilungen "Gerichtsverfahren wegen Tierbefreiung" und "Tierbefreiung ist kein Verbrechen - ethisch wie juristisch unhaltbares Urteil", dem Forenbeitrag "Tierbefreiung ist kein 'Diebstahl'" und im Glossar: Diebstahl.

Ist es nicht besser, nur mit legalen Mitteln zu arbeiten?

Davon abgesehen, daß Tierbefreiungen nicht zwangsläufig illegal sind, auch illegale Aktionen können legitim, ja ethisch geboten sein, vgl. "... was bringt das?"

Ein Gesetz, das Tierbefreiungen unter Strafe stellt, wäre ethisch inakzeptabel wie eines gegen Sklavenbefreiung. Gesetze wie das "Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre", kurz "Rassenschandegesetz" von 1935 oder das Gesetz gegen "Republikflucht" in der DDR machen die zu Verbrechern, die sie erlassen, nicht die, die dagegen verstoßen. Wer hier einwendet, dies seien keine "Rechtsstaaten" gewesen, möge sich das bundesdeutsche "Recht" ansehen: war die gesetzlich festgelegte Diskriminierung von Ehefrauen, Homosexuellen und vergewaltigten Männern legitim? Oder war es nicht vielmehr legitim oder gar ethisch notwendig, sich nicht daran zu halten bzw. dagegen vorzugehen? Erst 1953 wurde das BGB dahingehend geändert, daß Ehefrauen nicht mehr der völligen Bestimmung durch ihre Ehemänner ausgeliefert waren. §175 StGB stellte in der 1935 verschärften Fassung noch bis zur Reform 1969 jegliche homosexuellen Handlungen (zwischen Männern) unter Strafe, wurde 1973 "liberalisiert" und 1994 abgeschafft. Und erst nach Änderung des Sexualstrafrechts im Mai 1998(!) ist "sexuelle Nötigung" unabhängig vom Geschlecht ein Straftatbestand. Zuvor wurden ausschließlich Frauen als Opfer definiert, Vergewaltigung von Männern existierte laut Gesetz nicht. In Deutschland war die Todesstrafe in der DDR bis 1987 zulässig, laut Bayerischer Verfassung noch bis 1998, laut Hessischer Landesverfassung ist sie es bis auf den heutigen Tag; sie kann nur nicht angewandt werden, da Bundesrecht Landesrecht bricht (die letzte "Hinrichtung" in der Bundesrepublik fand 1949 statt).

Ebenso ist eine speziesistische Gesetzgebung in einer Gesellschaft zu bewerten, die nichtmenschliche Tiere als Eigentum betrachtet. Die genannten Gesetze wie viele andere zeigen, daß zwischen Gesetzesbruch und Verbrechen ein signifikanter Unterschied besteht. Auch wenn Jurisdiktion oder Teile der Bevölkerung es anders sahen oder sehen: die Benutzung von Weißen vorbehaltenen Wasserspendern durch Afroamerikaner kann ebensowenig ein Verbrechen sein wie "Rassenschande", "Republikflucht", Homosexualität oder die Befreiung von Leibeigenen, und ebensowenig ist es die tierrechtsethisch motivierte Befreiung nichtmenschlicher Tiere aus den Händen ihrer Ausbeuter.

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