FAQ: Rechtfertigungsversuche

Menschen und andere Tiere

"Menschen sind keine Tiere"

Wie ein Blick in ein Biologiebuch zeigt, sind Menschen Wirbeltiere, genauer Säugetiere. Diese Behauptung ist demnach so zutreffend wie "Bäume sind keine Pflanzen" oder "Spatzen sind keine Vögel".

"Menschen haben schon immer Tierprodukte gegessen"

Menschen haben "schon immer" andere versklavt, vergewaltigt, bekriegt. Daß eine Gewalttat, ein Unrecht "schon immer" begangen wurde, ist keine Rechtfertigung dafür, diese Tat weiter zu begehen, sondern sollte vielmehr ein Grund sein, dieses Unrecht um so vehementer zu bekämpfen.

"Löwen fressen doch auch Antilopen"

Löwen können i.A. nicht vegan leben, über ihre Ernährung reflektieren und frei entscheiden, Menschen schon.

Unter Löwen gibt es auch Kannibalismus (männliche Löwen sorgen so zur weiteren Verbreitung ihrer eigenen Gene). Demnach wäre dieses Verhalten analog eine Rechtfertigung für den Verzehr von Menschen durch beispielsweise Jeffrey Dahmer.

(Gelegentlich werden analoge Pseudoargumente mit anderen Spezies verwendet, häufig etwa Tiger oder "Haus"katzen, diese Kombination hier ist jedoch am verbreitetsten.)

"Kümmert euch doch erst mal um die Menschen"

Diese Aussage stammt meist von Leuten, die sich weder um Menschen noch um andere Tiere kümmern, die Frage, was sie denn für Menschen tun, nimmt ihnen demnach den Wind aus den Segeln.

Schließlich tut, wer vegan lebt, ohnehin viel für Menschen, beispielsweise gegen das Welthungerproblem (siehe "Motive: humanitäre Motivation" sowie Internationaler Tierrechtstag - 10. Dezember und Guter Knast und schöner Mord), und viele belassen es auch nicht dabei, sondern engagieren sich nicht nur allgemein für Tierrechte, sondern auch explizit für Menschen-, Kinder-, Frauenrechte usw.

Außerdem sind Menschen Tiere, Tierrechte demnach automatisch Menschenrechte (siehe "Menschen sind keine Tiere"), so wie Menschenrechte automatisch Kinder- und Frauenrechte sind (weil Kinder und Frauen Menschen sind).

Pflanzenrechte

"Pflanzen leiden doch auch"

Nein. Schweine können nicht fliegen, weil sie keine Flügel, Gasblasen, Rotoren oder sonstige Strukturen haben, die sie zum Flug befähigen würden. Entsprechend haben Pflanzen keine Nerven oder sonstige Strukturen, die sie befähigen würden, zu leiden.

Das wäre auch nicht sinnvoll, da z.B. Schmerzempfindung sich evolutionär entwickelt hat, um schädlichen Einflüssen zu entgehen (ein gebrochenes Bein schmerzt, wodurch es nicht so stark belastet wird; es gibt Menschen, die an einer Krankheit leiden, die sie schmerzunempfindlich macht, was ihr Leben sehr erschwert). Ein Kind, das durch schmerzhafte Erfahrung gelernt hat, keine heiße Herdplatte anzufassen, wird in Zukunft diese Gefahrenquelle meiden, Wiesenblumen können jedoch nicht vor grasenden Kühen fliehen.

Der Mythos von leidenen Pflanzen basiert primär auf einem Buch aus den 70ern mit dem Titel "The Secret Life of Plants" ("Das geheime Leben der Pflanzen"), das vor allem in Esoterikkreisen auch heute noch beliebt ist, ungeachtet der Tatsache, daß die darin genannten Experimente nicht reproduzierbar sind und die zitierten Quellen teils nicht existieren, teils gerade zu gegenteiligen Ergebnissen kommen.

"Die Wissenschaft hat vielleicht noch keine Nervenbahnen entdeckt, aber ..."

Karotten sind wohl hinreichend untersucht. Diese Aussage ist ungefähr so sinnvoll wie "Dreiecke haben vielleicht eine vierte Seite, die Mathematiker haben sie nur noch nicht entdeckt" oder "vielleicht ist die Erde eine Scheibe, die Geologen haben nur den Rand noch nicht gefunden".

"Was, wenn Pflanzen doch leiden können?"

Dann ist es erst recht ethisch notwendig, vegan zu leben, da über den Umweg von Tierprodukten ein Vielfaches an Pflanzen verbraucht wird.

"Pflanzen wachsen besser, wenn man mit ihnen spricht"

Natürlich. Das ist aber kein Zeichen dafür, daß sie sich freuen, sondern liegt daran, daß sie dabei angeatmet werden (und die ausgeatmete Luft mit Kohlenoxid angereichert ist, durch das die Pflanzen gedeihen). Es funktioniert also auch, wenn die Pflanzen beschimpft werden.

"Kartoffeln haben doch auch Augen"

Diese Aussage läßt kaum auf Interesse an ernsthafter Auseinandersetzung schließen. Wer keinen Unterscheid erkennt zwischen dem Ausstechen der Augen von Kartoffeln und Kälbern (oder einem Schwein oder einem Salat den Kopf abschneiden), sollte sich ob seines Geisteszustands dringend einer Behandlung unterziehen.

"Angegriffene Pflanzen rufen um Hilfe, das ist wissenschaftlich erwiesen"

Tatsache ist, daß Pflanzen, die von Herbivoren angegriffen werden, Stoffe aussenden können, die die "Freßfeinde" ihrer Angreifer anlocken können [Whit01]. Dies ernsthaft als (bewußten) "Hilferuf" zu interpretieren, zeigt jedoch wissenschaftliche Unkenntnis bis zur Lächerlichkeit. Es handelt sich um einen simplen evolutionären Vorgang (selektiert wurden die Pflanzen und Tiere, deren Überlebenschance stieg, weil sie dahingehend mutierten, diese "Lockstoffe" abzugeben und so besser geschützt zu sein, bzw. wahrzunehmen und so eher ihre Nahrung zu finden).

Besonders peinlich wird es für Speziesisten, wenn sie vom "Schreien der Weizenfelder" angesichts des Mähdreschers fabulieren, da der Weizen zu diesem Zeitpunkt längst vertrocknet, also "tot" ist.

Müssen Veganer ...?

Siehe auch "Müssen Veganer ...?" in der Kategorie "Sonstiges".

"Müssen Veganer Löwen am Töten von Antilopen hindern?"

Dies ist eine nur Abwandlung von "Löwen fressen doch auch Antilopen". Offensichtlich ist es (zumindest derzeit) nicht realisierbar, zumindest nicht mit ethisch vertretbaren Mitteln (denkbar wäre allenfalls eine Zerstörung der gesamten Biosphäre, die als Nebeneffekt den Tod aller Tiere und somit der Löwen zur Folge hätte, was offensichtlich ethisch nicht vertretbar ist), Löwen daran zu hindern, Antilopen zu töten. Da aber Veganismus die Vermeidung des Vermeidbaren bedeutet, hat sich die Frage somit erledigt.

Allenfalls die Variante "Müßten Veganer, wenn es möglich wäre, Löwen am Töten von Antilopen hindern?" wäre sinnvoll. Diese Frage ist aber völlig hypothetisch und mündet in einer hier nutzlosen Diskussion über die gebotenen bzw. zulässigen Mittel von Nothilfe. Bei einer Population von weltweit etwa zehn- bis zwanzigtausend Löwen und mehreren Milliarden Menschen liegt die Zahl der durch Löwen getöteten "Beute"tiere übigens im Tausendstelpromillebereich der von Menschen getöteten "Nutz"tiere, es gibt also dringliche, konkrete und vor allem derzeit lösbare Probleme.

"Müssen Veganer jede noch so absurde Frage beantworten?"

Solche Fragen (z.B. "Ist Oralverkehr vegan?" oder "Müssen Veganer Löwen am Töten von Antilopen hindern?") zu beantworten kann natürlich je nach den Umständen sinnvoll sein, um die wahren Motive, die hinter der Frage stehen, aufzudecken. Es kann jedoch auch schädlich sein, sich in endlose unnütze Diskussionen um des Kaisers Bart vestricken zu lassen. Dies ist im Einzelfall zu entscheiden.

"Müssen Veganer jede noch so absurde Frage beantworten können?"

Niemand würde von einem Antirassisten verlangen, fließend Suaheli zu sprechen oder die Temperatur, bei der Zyklon B von flüssigem in festen Aggregatzustand übergeht, zu kennen. Sollte aber ein Veganer einmal nicht die Darmlänge von Schwäbisch Hällischen Schweinen oder die Methoden der Bienentötung nennen können, wird dies gleich als Rechtfertigung betrachtet, "Schweineschnitzel" oder "Honig" zu konsumieren. "Einen Stall von innen gesehen" zu haben, wie es gern verlangt wird, ist ebensowenig erforderlich wie ein "Arbeitslager der Nazis", um zu wissen, daß beides ethisch inakzeptbel ist.

Schuldprojektion

"Du trägst doch auch Lederschuhe"

"Nein, natürlich nicht."

Mehr dazu siehe "Was soll ich mit meinen alten Lederschuhen machen?".

"Man kann nicht 100% vegan leben"

Doch, siehe "Ist es nicht unmöglich, 100% vegan zu leben?".

Aber angenommen, es wäre nicht möglich, vollständig vegan zu leben, wäre das ebensowenig eine Rechtfertigung dafür, vermeidbare nichtvegane Produkte zu konsumieren, wie die Unmöglichkeit, alle Personen in einem Überschwemmungsgebiet zu retten eine Rechtfertigung dafür wäre, keiner einzigen zu helfen.

"Man kann nicht 1000% vegan leben"

Dies ist mathematisch richtig, wird aber (meist von Leuten, die sich pseudovegan ernähren und damit rechtfertigen wollen, daß sie kuhmilchbasierende Sojajoghurts, Brot mit honighaltigem Backferment oder Margarine mit tierlichen Fetten konsumieren), gern auch mit anderen über hundert liegenden Prozentangaben, als Vorwand gebraucht, eben nicht vegan, sondern nur pseudovegan zu leben.

Es handelt sich um ein Strohmannargument, da niemand verlangt, zu mehr als 100% vegan zu leben.

Es ist zu schwer, bis ins letzte Detail vegan zu leben.

Von Unvermeidbarem abgesehen (vgl. "Ist es nicht unmöglich, 100% vegan zu leben?") beruhen eventuelle Schwierigkeiten - versteckte Tierprodukte zu vermeiden, vegane Alternativen zu finden usw. - ausschließlich nicht auf Veganismus, sondern im Gegenteil auf der Existenz einer unveganen Gesellschaft. Sobald eine vegane Gesellschaft etabliert ist, haben sich diese Probleme von selbst erledigt. Bis dahin kann, zumal anfangs, ein gewisser Aufwand mit Veganismus verbunden sein, was jedoch nichts an der ethischen Notwendigkeit ändert.

Siehe auch "Vegane Ernährung ist zu schwierig."

Verschiedenes

"Hitler war Vegetarier"

Die sarkastische Antwort: "Ja, also kein Veganer, sondern Milch- und Eikonsument, und somit Tierausbeuter wie du" dürfte wohl für die meisten Körperfresser zu subtil sein.

Tatsache ist, daß Hitler kein Vegetarier war, es gibt zahlreiche Belege dafür, daß er Taubenkörper oder Leichen in Tierdärmen verzehrt hat (siehe den Artikel "Fleischloser Führer" aus der "Zeit").

Die absurde Schlußfolgerung, Hitler sei bei geeigneter Definition ("Vegetarier ist jemand, der wenig Fleisch ißt") Vegetarier gewesen, kann genauso auf die Aussage, Hitler sei (etwa nach der Definition eines Franz-Josef Strauss) Pazifist oder - gemäß dem Grundgesetz-Artikel, nach dem "Männer und Frauen [...] gleich" sind - eine Frau gewesen, angewandt werden.

Ein zwar lächerliches, jedoch schwer zu widerlegendes Pseudogegenargument könnte sein, daß er anschließend Vegetarier wurde (sicherlich hat er in den letzten Minuten seines Lebens nichts mehr gegessen, ist nicht kauend gestorben, war also zumindest kurzfristig "Vegetarier").

Gegen derartige Geschichtsklitterung bis hin zur Fälschung ist kaum anzukommen. Daher sind am ehesten folgende Argumentationen sinnvoll, die davon ausgehen, was wäre, wenn Hitler tatsächlich Vegetarier gewesen wäre:

Hitler war Nichtraucher. Ist das ein Argument zu rauchen? Hitler hatte zwei Ohren. War van Gogh der einzig wahre Antifaschist, sollen wir uns auch ein Ohr abschneiden? Hitler sagte: "zwei und zwei ist vier" (1895), müssen wir deshalb die Mathematik abschaffen? Hitler war ein Mann / Österreicher / Deutscher / Heterosexueller / Wirbeltier / Sauerstoffatmer / Kunstmaler, spricht das gegen Angehörige dieser Gruppen?

Wenn Hitler also Vegetarier gewesen wäre, würde das absolut nichts über Vegetarismus aussagen - außer, daß Vegetarier nicht zwangsläufig die besseren Menschen sein müssen. Dazu muß jedoch nicht Hitler bemüht werden: es ist offensichlich (schon durch die Millionen Opfer der Vegetarier unter Vögeln und Säugern), da Ethik bei weitem nicht die einzige mögliche Motivation für Vegetarismus ist, tatsächlich hat Hitler - aus rein gesundheitlichen Gründen auf Anraten seines Arztes seinen Fleischkonsum reduziert (und von wem anders als den typischen Leichenfraßapologeten hören wir ständig "ich esse nur ganz wenig Fleisch"?).

Es ist elementar: so wie alle Quadrate Vierecke sind, aber umgekehrt nicht alle Vierecke Quadrate, so wie alle Elefanten Säugetiere sind, aber nur die wenigsten Säugetiere Elefanten, so leben alle "guten" Menschen vegetarisch, genauer: vegan (denn Vermeidung von Mißhandlung und -tötung ist zwangsläufig Bestandteil des "Gutseins"), aber natürlich nicht alle, die sich vegetarisch ernähren sind gut (erst recht nicht, wenn dies nicht vegan bedeutet).

Und so wäre Hitler, wäre er tatsächlich Vegetarier gewesen, dies offenkundig nicht aus altruistischen, sondern aus egoistischen Motiven gewesen.

"Eskimos können sich nicht vegan ernähren"

Doch, können sie. Die "Eskimos" (Inuit) leben nicht wie in dem Film "Nanuk der Eskimo", in der Realität kaufen sie ebenso im Supermarkt ein (und könnten dort ebenso vegan kaufen) wie jemand in Österreich oder Ohio. Die Jagd dort dient (wie hier) primär der Tradition und der Befriedigung der Mordlust. Näheres siehe "Was sollen die Eskimos tun?" und "Was sollen die Inuit tun? - In den Supermarkt gehen".

Aber selbst wenn es Menschen gäbe, die nicht vegan leben könnten, wäre das für diejenigen, die es können, keine Rechtfertigung, es nicht zu tun.

"Leder ist doch nur ein Abfallprodukt"

Wieviel bezahlen die Schuhgeschäfte denn den Schuhträgern für die Abfallbeseitigung?

Die Haut von Tieren wird, ebenso wie der restliche Körper, gewinnbringend vermarktet (was besonders deutlich wurde durch die Krise der "Leder"industie, als Leichen der Tiere millionenfach verbrannt wurden), es ist also ein "Produkt", kein "Abfallprodukt". Ebensowenig ist "Schinken" oder "Ochsenschwanzsuppe" ein Abfallprodukt, nur weil die hintere Körperhälfte eines Schweins oder Rinds mitstirbt, nachdem der vorderen die Kehle durchgeschnitten wird.

Bis zur Erfindung von "Liebigs Fleischextrakt" (einer Methode, mit der die Verwesung der Leichen aufgehalten wurde) wurde ein Großteil der argentinischen Rinder nahezu ausschließlich ihrer Haut wegen getötet. Ähnliches gilt heute in Indien, wo der Konsum an Rinderleichen gering ist.

"Pelztieren geht es gut, sonst hätten sie kein so schönes Fell"

Nerz'farm' - anklicken zum VergrößernEs ist schon absurd, anzunehmen, daß es Tieren, die gefangengehalten werden - noch dazu unter solchen Bedingungen, die wohl hinreichend bekannt sein dürften - "gut geht".

Wieso sich das Befinden zwangsläufig an den Haaren zeigen soll, ist nicht einsichtig - wie jeder aus Erfahrung mit den eigenen selbst wissen müßte. Von wenigen Ausnahmen (Alopezie, gewisse Mangelerscheinungen, Chemotherapie usw.) abgesehen haben Krankheiten, physisches wie psychisches Leiden, in der Regel keinerlei Auswirkungen auf die Haare.

Dies gilt natürlich um so mehr für andere Tiere, nämlich solche, die speziell wegen ihrer behaarten Haut gefangengehalten werden - hätte deren Leiden eine Auswirkungen auf die Haare, würden eben andere als "Pelztiere" gefangengehalten.

Aber selbst angenommen, es ginge diesen Tieren gut: sie werden in jedem Fall ihrer Freiheit beraubt und umgebracht.

"Wo sollen all die Tiere hin, wenn die Gesellschaft vegan wird?"

Dieser Rechtfertigungsversuch beruht auf der naiven Annahme, daß die heute weltweit existierenden 50 Milliarden Tiere, die von der Tierausbeutungsindustrie versklavt werden, die Folge normaler Populationen wären. In Wirklichkeit sind sie Populationen künstlich erzeugter Qualzüchtungen, die nur wenige Jahre überleben, selbst wenn sie nicht ermordet würden. Da es mehr als wahrscheinlich ist, daß die Abschaffung der Tierausbeutung bzw. die Etablierung einer veganen Gesellschaft über viele Jahre in einem kontinuierlichem Prozeß erfolgen wird, werden diese riesigen Populationen schlichtweg dadurch verschwinden, daß sie, weil der Bedarf an Tierprodukten sich reduziert, nicht mehr nachgezüchtet werden. [mp]

"Alle müssen mal sterben, der Tod gehört zum Leben"

Zwar sterben tatsächlich fast alle Lebewesen irgendwann, jedoch sind Umstände und Zeitpunkt keineswegs unbedeutend, dies ist also keine Rechtfertigung für Folter und Mord. Wer eine Handgranate in einen Kindergarten wirft, kann sich kaum damit herausreden, daß eineinhalb Jahrhunderte später die Kinder auch ohne sein Zutun nicht mehr leben würden. Wer das Ermorden anderer damit begründen will, daß sie ohnehin irgendwann sterben, daß "der Tod zum Leben gehört", kann gern demonstrieren, wie ernst es ihm damit ist, indem er sich vor einen Zug wirft (nein, das ist kein realer Vorschlag, sondern eine reductio ad absurdum).

"Tofu schmeckt mir nicht."

Über Geschmack läßt sich nicht streiten. Es ist jedoch keineswegs erforderlich, Tofu zu konsumieren, um vegan zu leben.

Zudem ist die Aussage "Tofu schmeckt mir nicht" angesichts das unzähligen Zubereitungsmöglichkeiten (z.B. Bolognesesauce, Frühlings-Sojabohnenquark, Lasagne, Lauchquiche, Marinierte Tofuwürfel, Pflaumenbananencreme, Räuchertofuaufstrich, Krosse Räuchertofustreifen, Räuchertofuzwiebelaufstrich, Reis-Tofu-Bratlinge, Rührtofu, Russische Zupftorte, Spinat-Cannelloni, Tofubratlinge, Tofu in Sesamkruste, Gebratene Tofuscheiben, Tofuspieße, Tofu in Zitronensauce, Tomatentofuaufstrich, Zwiebelkuchen, Rucolatofu, Tofunaise usw.) etwa so sinnvoll wie die Aussage "Mehl schmeckt mir nicht".

Von all dem abgesehen kann etwas so triviales wie Geschmack natürlich keine Rechtfertigung für die Verletzung der elementarsten Interessen nichtmenschlicher Tiere sein.

"Warum sind Veganer immer so aggressiv?"

Nicht Veganer sind aggressiv, sondern Nichtveganer: sie bringen nämlich andere Tiere um - was könnte aggressiver sein?

Wenn die schonunglose Nennung von Tierausbeutung betreffenden Tatsachen "aggressiv" wirkt, liegt dies in der Natur der Tatsachen.

Selbst wenn der eine oder andere Veganer (verbal) aggressiv wäre, wäre dies keine Rechtfertigung für weit aggressivere Handlungen wie die, andere Tiere gefangenzuhalten oder umzubringen, um Tierprodukte zu konsumieren.

"Veganer sind verwöhnte Wohlstandskinder/degenerierte Wohlstandsmaden"

Dieser Versuch, den Veganismus zu diskreditieren, basiert auf der simplen "Logik", daß Veganer nicht alles essen, was der "Normalesser" verzehrt, und somit "wählerisch" sind. Und wählerisch kann ja schließlich nur sein, wer es sich leisten kann. Gerade so, als stünden ethisch motivierte Veganer auf einer Stufe mit "Gourmets", die sich von "Delikatessen" wie "Kaviar" ernähren. Dies ist eine klassische "Milchmädchenrechnung", also eine oberflächliche Betrachtung, die wesentliche Variablen unberücksichtigt läßt.

Wenn man diesen Einwand nämlich näher betrachtet, dann stellt man schnell fest, daß das Gegenteil der Fall ist. Es ist nämlich gerade die vom durchschnittlichen Normalesser praktizierte Ernährung, die man als Wohlstandsernährung bezeichnen muß. Denn diese Riesenauswahl an auf Tierausbeutung basierenden Nahrungsmitteln, die man in den Supermärkten findet, ist ökonomisch gesehen eine gigantische Verschwendung von Ressourcen, da mehrere Kilogramm pflanzliche Nahrungsmittel wie Soja oder Getreide nötig sind, um ein Kilogramm "Fleisch" oder einen Liter Milch zu produzieren (von den Tierrechten an dieser Stelle einmal ganz abgesehen). Und gerade eine solche Ressourcenverschwendung ist nur in einer Gesellschaft möglich, in der extremer Wohlstand herrscht. Für eine vegane Ernährung wäre dieser Wohlstand keineswegs Voraussetzung, da die pflanzlichen Nahrungsmittel eben ohne diesen verschwenderischen Umweg der "Veredelung" verspeist werden (wovon dann auch sehr viel mehr Menschen ernährt werden könnten).

Es ist also genau umgekehrt: nicht die Veganer, die vieles vermeiden, was andere essen, sind die "verwöhnten Wohlstandskinder", sondern die Durchschnittsesser, die alles haben und auf nichts "verzichten" wollen, egal wie viele Ressourcen dafür verschwendet werden, egal wie sehr die Umwelt dafür zerstört wird und natürlich erst recht egal, wie viele Tiere dafür leiden und sterben müssen.

Gerne wird auch das Argument angeführt, daß ein armer, hungernder und in Not lebender Afrikaner, dessen Hauptsorge darin besteht, wie er und seine Familie jeden Tag satt werden, sich gar nicht um so etwas wie Tierrechte Gedanken machen kann, und daß die Tatsache, daß Veganer dazu in der Lage sind, sie zu Wohlstandskindern macht. Auch dieser Einwand ist unsinnig. Denn auch wenn es sein mag, daß man sich in einer solchen Notlage keine großen Gedanken machen kann über Dinge, die nicht mit dem eigenen Überleben zu tun haben, so trifft dieses Argument dann ja nicht nur auf Tierrechte zu, sondern ist auf grundsätzlich alles anwendbar. Der hungernde Afrikaner in Not wird sich beispielsweise auch keine Gedanken über Pressefreiheit machen. Dennoch käme wohl kaum jemand auf die Idee, pauschal Menschen, die für Pressefreiheit eintreten, mit dem Verweis auf hungernde Afrikaner als degenerierte Wohlstandsmaden zu bezeichnen. [kn]

Siehe dazu auch "Vegane Ernährung ist zu teuer".

"Vegane Ernährung ist zu teuer"

Weit teurer ist nichtvegane Ernährung - sie kostet Tiere das Leben. Und das ist schließlich der entscheidende Aspekt.

Was die finanzielle Seite angeht, so sind zwar in einigen Ausnahmefällen Alternativprodukte (Pflanzen- statt hochsubventionierter Tiermilch etwa um die Hälfte, vegane Schokolade je nach Sorte teilweise deutlich) teurer, insgesamt erweist sich im Mittel die vegane Ernährung aber ohnehin als kostengünstiger, auch wenn es keine Rechtfertigung für Tierausbeutung wäre, wenn vegane Ernährung tatsächlich teurer wäre.

Eine Ausnahme bilden hierbei diejenigen, die in dem Glauben leben, eine vegane Ernährung müsse primär aus Leichenimitaten (z.B. "Tofu-Truthahn mit Plastikknochen") bestehen.

Siehe dazu auch "Veganer sind verwöhnte Wohlstandskinder/degenerierte Wohlstandsmaden".

"Aber die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) sagt ..."

Trotz des seriös klingenden Namens ist die Deutsche Gesellschaft für Ernährung alles andere als seriös. In den Beiräten dieser Organisation sitzen neben Landwirtschaftsministerien u.a. nachweislich die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen, Verbände der Bäcker- und Fleischerinnungen, der Landesinnungsverband des Fleischerhandwerkes Thüringen, der Interessenverband der Milcherzeugerbetriebe, die Landesvereinigung der Milchwirtschaft usw., siehe DGE: käufliche Pseudowissenschaft. Objektive Informationen sind daher von der DGE kaum zu erwarten, vielmehr wird massiv Propaganda für Tierausbeutungsprodukte und gegen Veganismus betrieben.

Ist es nicht besser, wenn die Tiere eine kurze Zeit leben, als wenn sie gar nicht leben würden?

Die Tiere werden nur gezüchtet, um für ihr gesamtes Leben eingesperrt und ausgebeutet zu werden. Wenn sich die Ausbeutung nicht mehr rentiert, werden sie umgebracht. Es sollte selbstverständlich sein, daß kein Leben (d.h. nie existiert zu haben) unzweifelhaft besser ist, als ein solches.

Vegane Ernährung ist zu schwierig.

Bezogen ist diese Frage hauptsächliche auf den Aufwand, der auf die durch die versteckten Tierprodukte resultierende Notwendigkeit von Produktanfragen entsteht. Das vernachlässigt zum einen, daß nicht für jedes existierende Produkt Produktanfragen gemacht werden müssen, sondern nur von weiterverarbeiteten Produkten. D.h. für den, der selbst zu kochen gewillt ist, besteht selten die Notwendigkeit Produktanfragen durchzuführen. Zum anderen besteht bereits ein Forum mit gesammelten Produktenfragen und einer Suchfunktion, sodaß die Arbeit oft bereits erledigt ist. Wenn doch eine Produktanfrage gemacht werden muß, ist das aufgrund des Baukastens eine Sache von wenigen Minuten. Darüber hinaus muß für jedes Produkt (und oft können ganze Produktgruppen mit einer Produktanfrage abgedeckt werden) lediglich eine Produktanfrage durchgeführt werden, sodaß man, sofern man nicht jede Woche zwanzig andere weiterverarbeitete Produkte kauft als in der Woche zuvor, monatelang ohne eine einzige Produktanfrage auskommen sollte. Zu guter letzt reduziert man seinen eigenen Aufwand um so mehr, je mehr man Produktanfragen schreibt und im Forum veröffentlicht, denn um so stärker wächst die Sammlung und um so stärker merken die Firmen, daß Bedarf nach veganen Produkten besteht und werden damit eher geneigt sein, ihren Produktionsprozeß zu veganisieren. [mp]

Siehe auch Es ist zu schwer, bis ins letzte Detail vegan zu leben..

veganismus.de